Die geplanten Gesundheitskioske, die als Reaktion auf die Belastung des Gesundheitssystems von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgeschlagen wurden, stoßen auf Widerstand von Ärzte- und Apothekerverbänden in Baden-Württemberg. Diese betonen, dass es sich bei den Kiosken eher um Sozialberatung als um Gesundheitsversorgung handelt. In einer gemeinsamen Presseerklärung sprechen sich der Landesapothekerverband (LAV) und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Baden-Württemberg gegen die geplanten Gesundheitskioske aus.

Karsten Braun, der Vorstandsvorsitzende der KV Baden-Württemberg, hebt hervor, dass die Hauptfunktion der Gesundheitskioske darin besteht, Sozialberatung für Bürgerinnen und Bürger anzubieten, die Schwierigkeiten beim Zugang zum Sozialsystem haben. Er äußert Zweifel daran, ob Gesundheitskioske die geeignete Lösung für diese Aufgabe sind, und betont, dass dies nicht in den Aufgabenbereich der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) fallen sollte.

Tatjana Zambo, die Präsidentin des Landesapothekerverbandes, unterstreicht, dass die Finanzierung der geplanten Gesundheitskioske von der GKV vorgesehen ist, was jedoch nicht in deren Zuständigkeit liegt. Dies würde bedeuten, dass eine weitere versicherungsfremde Leistung auf die Beitragszahler abgewälzt wird, obwohl bereits Mittel fehlen, um die bestehenden Strukturen angemessen zu finanzieren.

Gemäß dem Entwurf des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes (GVSG) sollen die Gesundheitskioske bundesweit Beratung und Koordinierung von Gesundheitsleistungen sowie einfache medizinische Routineaufgaben in benachteiligten Gemeinden und Stadtteilen anbieten. Apotheken sind in den Gesetzesplänen nicht berücksichtigt, und die Kosten sollen zu 20 Prozent von den Kommunen und den Rest von den Krankenkassen getragen werden.

Kommentar:

Die Kontroverse um die geplanten Gesundheitskioske in Baden-Württemberg verdeutlicht die Herausforderungen bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Entlastung des Gesundheitssystems. Die Kritik von Ärzte- und Apothekerverbänden, dass es sich bei den Kiosken eher um Sozialberatung handelt, wirft wichtige Fragen zur Ausrichtung dieser Einrichtungen auf.

Die Bedenken hinsichtlich einer weiteren Belastung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) durch die Finanzierung der Gesundheitskioske sind ebenfalls berechtigt, insbesondere angesichts bereits bestehender Finanzierungsengpässe im Gesundheitswesen. Die Diskussion darüber, ob Gesundheitskioske die effektivste Lösung für soziale Herausforderungen im Gesundheitssystem sind, sollte weitergeführt werden.

Der Entwurf des GVSG zur Schaffung von Gesundheitskiosken zeigt jedoch das Bestreben, benachteiligten Gemeinden und Stadtteilen den Zugang zu Gesundheitsleistungen zu erleichtern. Es ist wichtig, einen ausgewogenen Ansatz zu finden, der die Bedenken der Verbände berücksichtigt, gleichzeitig aber sicherstellt, dass vulnerable Bevölkerungsgruppen angemessene Unterstützung erhalten. Diese Debatte wird voraussichtlich noch weitergehen und erfordert eine sorgfältige Abwägung der verschiedenen Interessen und Bedenken.

Von Engin Günder, Fachjournalist

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