In den Fachvorträgen des diesjährigen Deutschen Logistik-Kongresses wurde deutlich: Digitalisierung ist überall. Industrie 4.0 ist längst zum geflügelten Wort geworden. Und auch die Logistik formiert sich aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung zu einer Logistik 4.0. „Ich habe den starken Glauben daran, dass die Logistik in Zukunft eine High-Tech-Branche ist“, bestätigt Marco Prüglmeier von der BMW Group diese Entwicklung. Die Experten auf dem Deutschen Logistik-Kongress sind sich einig: Die künftige Logistik ist transparent, autonom, vernetzt und kollaborativ. Besonders im Bereich der Künstlichen Intelligenz ist Deutschlands drittgrößter Wirtschaftsbereich bereits gut aufgestellt: So ist der Einsatz autonomer Transporter innerhalb des Lagers, aber auch outdoor bereits möglich. Sogenannte Pick-Roboter sind in der Lage, automatisiert Kartons aus Regalen zu nehmen oder dort abzulegen. Und Maschinen lernen von ihren menschlichen Kollegen. „In zehn Jahren werden wir in der Lage sein, die Supply Chain komplett autonom steuern zu lassen“, ist Frank Vorrath, Chief Supply Chain Officer des Beratungsunternehmens Gartner, überzeugt. Der Vorteil von Künstlicher Intelligenz liegt für die Experten auf der Hand: Mit ihrer Hilfe lassen sich Margen optimieren und die steigende Komplexität der Prozesse bewältigen. Digitale Lösungen ermöglichen es auch, dem Fachkräftemangel sinnvoll zu begegnen.
Hochwertige Daten sind die Basis
All diese Technologie, die sowohl in Produktion und Handel als auch in der Logistik keine Science-Fiction-Szenarien mehr sind, haben eines gemeinsam: Sie generieren und verwenden Daten. „Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts“, fasst Stefana Karevska vom Wirtschaftsprüfunternehmen Ernst & Young die Bedeutung der Informationseinheiten zusammen. Besonders für die Lieferkette sind gesammelte Informationen essentiell, denn: „Die Supply Chain ist massiv datengetrieben“, so Holger Klug vom Soft- und Hardwarehersteller Oracle.
„Daten sind eine Form von Wissen und Wissen ist eine Form von Macht“, postuliert Bernd von Rosenberger vom Sensorhersteller Sick. Doch damit Daten zur Macht werden, müssen sie nicht nur gesammelt, sondern aus ihnen ein Mehrwert generiert werden. „Wir müssen Daten umwandeln können in Handlungen“, darin sieht Dr. Moritz Tenorth vom Robotik-Start-up Magazino die Herausforderung. Denn Künstliche Intelligenzen lernen aus qualitativ hochwertigen Daten. So wandeln sie beispielsweise automatisierte Prozesse, die nur reagieren, in Kombination mit Hintergrundwissen, Bildern oder Kartenmaterial zu autonomen Prozessen um. Indem sie Muster erkennen, können sie quasi in die Zukunft schauen. „Es muss sich eine Entwicklung von ‚Daten erhalten‘ über ‚von Daten lernen‘ bis hin zu ‚auf Basis von Daten entscheiden‘ vollziehen“, fasst Robert Ziegler, CEO des Transportdienstleister Waberer’s, den Stand der Dinge zusammen. Nur so tragen Daten zur Prozessoptimierung bei und werden zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil.
Voraussetzung für den reibungslosen Datenaustausch ist eine entsprechende Infrastruktur. Laut Prof. Thomas Magedanz vom Fraunhofer Institut für offene Kommunikationssysteme ist der neue Mobilfunkstandard 5G dringend erforderlich. Aktuell sei lediglich ein lokaler 5G-Netzaufbau möglich. Große Reichweiten könne die Datenübertragung per 5G allerdings noch nicht garantieren. Bis zu einer flächendeckenden Versorgung werden, so der Wissenschaftler, noch zehn Jahre vergehen. Hier sehen die Experten auf dem Deutschen Logistik-Kongress auch die Politik in der Pflicht, den Netzausbau zu beschleunigen. Denn Magedanz ist überzeugt: „Der neue Mobilfunkstandard 5G wird diese Welt verändern.“
Ein Video zum Thema mit Experten-Statements von Jana Koehler, DFKI und Eike Wibrow, Still, finden Sie auf unserem Youtube-Kanal unter https://www.youtube.com/…
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