„Die Bühne gehört heute Abend Ihnen“, begrüßte Prof. Ali Sunyaev, Vizepräsident des TUM Campus Heilbronn, die Anwesenden beim fünften TUM Connect auf dem Bildungscampus Heilbronn. „Sinn der Veranstaltung ist es, dass Sie als Vertreterinnen und Vertreter regionaler Unternehmen und Behörden sich miteinander vernetzen.“ Dabei solle auch die Verbindung zwischen der TUM als Exzellenzuniversität und dem regionalen Mittelstand gestärkt werden: „Wir sind in Heilbronn, weil wir es möchten. Und wir möchten es nur wegen Ihnen, denn Sie machen die Region unglaublich stark“, wandte sich Sunyaev an die Gäste.

Caroline Hoffmann, Division Director Continuing Education bei der TUM Campus Heilbronn gGmbH, erklärte noch kurz das Konzept der Veranstaltung, das sich an die Speakers‘ Corner im Londoner Hyde Park anlehnt: An vier Stationen im Foyer der Aula stellen interne oder externe Dozierende am TUM Campus Heilbronn kurz ein Thema vor, über das die Teilnehmenden dann diskutieren. Jeder von ihnen kann das Wort ergreifen und dabei auf das Podest steigen, das in jedem Bereich bereitsteht. „Die Bühne gehört allen, die eine Meinung haben. Zögern Sie nicht, ergreifen Sie die Initiative“, ermunterte Hoffmann die Anwesenden.

KI und die Rolle des Menschen

Und die ließen sich nicht lange bitten: Kontrovers diskutierte die Gruppe an der Station von Stefan Wagner, Professor für Software Engineering an der TUM School of Computation, Information and Technology am TUM Campus Heilbronn. Eigentlich ging es um die Frage „Brauchen wir mit Generativer KI überhaupt noch Software Engineers?“. Doch bei der Diskussion stand immer wieder die übergeordnete Frage im Raum, ob der Mensch im KI-Zeitalter generell überflüssig werden könnte. „Für uns ist und bleibt es so, dass man den Menschen im Mittelpunkt braucht“, brachte Wagner seine These auf den Punkt. Das freilich sahen nicht alle Gäste aus der Wirtschaft so: Der Mensch wolle nicht wahrhaben, dass KI schon heute einen Großteil der Aufgaben besser und schneller erledigen könne, meinte einer von ihnen. KI könne nur bei Routinearbeiten eingesetzt werden, bei den wirklich kreativen Aufgaben arbeite sie oft noch fehlerhaft, widersprach ein anderer. Immerhin herrschte Konsens, dass der Mensch durch geschicktes Prompting für bessere Ergebnisse sorgen kann. Und deutlich wurde auch: Abweichende Meinungen wurden als Bereicherung wahrgenommen.

Klare Botschaften vermitteln

Bei Dr. Christoph Geier ging es um eine „Szenarioanalyse in der digitalen Transformation“. Geiers Grundthesen „Digitalstrategien müssen sinnvoll ins Gesamtportfolio integriert werden“ und „Digitale Technologie ist kein Wert an sich, sondern ein Hebel, den wir benutzen“ stießen auf breite Zustimmung. Bei der Frage, wie bei der digitalen Transformation möglichst alle Beteiligten mitgenommen werden können, brachten die Teilnehmenden viele interessante Ideen vor: Der Mehrwert für die Kunden müsse verdeutlicht werden. Ein positiver „Purpose“ sei wichtig. Aber auch klare Botschaften, etwa wenn ein Großteil der Mitarbeitenden bald in Rente geht und nicht ersetzt werden kann. Nicht zuletzt müsse der volkswirtschaftliche Nutzen betont werden, um auch die Controller für die Idee zu gewinnen. Und es müsse stets klar sein, dass es keine Alternative gebe und die digitale Transformation längst begonnen habe. Anschlussfähigkeit sei der Kernbegriff in der Diskussion gewesen, fasste Geier am Ende zusammen: „Eine Digitalstrategie muss das operative Tagesgeschäft berücksichtigen. Wenn man dafür sorgt, dass die Elemente anschlussfähig sind, dann hat man schon viel erreicht.“

Aus Mustern ausbrechen

In der Speakers‘ Corner von Dr. Karl Rabes diskutierten die Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft mit dem Business Design Coach über das Ausbrechen aus alten Mustern. Ganz am Anfang stehe die Fokussierung auf die Kundenbedürfnisse, so Rabes: „Wie gut verstehen wir das Kundenproblem und wie gut begreift es der Kunde. Wir müssen ihn besser verstehen als er sich selbst.“ Er plädierte für eine Innovationswende in Deutschland, die strategisch und durchdacht sein müsse, denn: „Bauchgefühl ist tödlich für Innovation.“ Zustimmung kam von den Gästen, allerdings fehle in ihren Unternehmen oft die Zeit dafür. Moderne Entwicklungen wie KI könnten hier für Entlastung sorgen, seien aber nur ein Teil der Lösung: „Wir denken nicht nur an Technologie, sondern an Geschäftsmodelle.“

Doppelt hält besser

Die Speakers‘ Corner von Dr. Dina Barbian stand gleichzeitig im Zeichen von zwei Aspekten. Unter dem Motto „Doppelt hält besser –  Rahmenbedingungen für die Twin Transformation" diskutierte die Expertin für Nachhaltigkeit mit den Interessierten. Warum eigentlich Twin, ist eine Transformation nicht herausfordernd genug? Für Barbian gehören zwei Dinge zusammen: „Wie kann ich Nachhaltigkeit digital gestalten und Digitalisierung nachhaltig gestalten?“ Für viele Unternehmen aus dem Mittelstand sei es nicht einfach, das unter einen Hut zu bringen. Dafür zeigte die Expertin Verständnis, zumal „der Mehrwert der Twin Transformation nicht aktuell messbar ist, sich aber langfristig auszahlt“. Ein Mittel, um den Prozess zu vereinfachen: Bürokratieabbau – darin waren sich alle Beteiligten einig.

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