Professorin Claudia Höbartner vom Institut für Organische Chemie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg erhält den diesjährigen Familie-Hansen-Preis für ihre wegweisende Forschung über die biomolekulare Chemie von funktionellen Nukleinsäuren / Early Excellence in Science Award geht an vier junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre bahnbrechende Forschung in Biologie, Chemie, Data Science und Medizinische Wissenschaften

Dieses Jahr verleiht die Bayer Foundation ihren renommierten Familie-Hansen-Preis an Professorin Claudia Höbartner. Der Familie-Hansen-Preis wird alle zwei Jahre abwechselnd mit dem Otto-Bayer-Preis vergeben und würdigt führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in deutschsprachigen Ländern für herausragende Forschungsbeiträge in der Medizin und verwandten Fachbereichen. Die mit einem Preisgeld von 75.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde im Jahr 2000 von Professor Kurt Hansen, einem ehemaligen Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden der Bayer AG, ins Leben gerufen.

Claudia Höbartner von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg erhält den Preis für ihre richtungsweisende Forschung über die strukturelle und mechanistische Charakterisierung und Anwendung von funktionellen Nukleinsäuren, die im Falle von DNA als Desoxyribozyme und im Falle von RNA als Ribozyme bezeichnet werden. Nukleinsäuren wurden lange Zeit vorwiegend als Moleküle für die Speicherung und Übertragung von Informationen in lebenden Zellen betrachtet. Claudia Höbartner konnte nachweisen, dass diese Moleküle auch eine entscheidende Rolle bei zahlreichen biochemischen Reaktionen spielen können – genau wie enzymatische Proteine. Neben diesen neuen grundlegenden Einblicken in die Struktur und Funktion von katalytischen Nukleinsäuren öffnet ihre Forschung Möglichkeiten für neuartige Anwendungen in der medizinischen Diagnostik und für medizinische Eingriffe.

Claudia Höbartner ist seit 2017 Professorin am Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg. Für ihre Forschung und wissenschaftliche Arbeit ist sie erst vor Kurzem mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und mit dem renommierten Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet worden. Sie hat ihre Arbeiten in anerkannten wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht und ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Early Excellence in Science Awards 2023

Neben dem Familie-Hansen-Preis und dem Otto-Bayer-Preis ehrt die Bayer Foundation jedes Jahr mit dem Early Excellence in Science Award (EESA) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die am Anfang ihrer Karriere stehen, für ihre herausragende Forschung auf den Gebieten Biologie, Chemie, Data Science und Medizinische Wissenschaften. Diese Auszeichnungen mit einem Preisgeld von jeweils 10.000 Euro werden an junge Wissenschaftler aus allen Ländern der Welt vergeben.

Die diesjährige Auszeichnung in der Kategorie Biologie geht an Dr. Gal Ofir vom Max-Planck-Institut für Biologie in Tübingen. Mithilfe von Bioinformatik und experimentellen Verfahren erforscht Gal Ofir antivirale Immunmechanismen von Pflanzen. Seine Recherchen haben zu der revolutionären Entdeckung geführt, dass die Mechanismen und biochemischen Aktionen bakterieller Immunsysteme ein hohes Maß an Ähnlichkeit mit dem Immunsystem von Eukaryoten aufweisen. Diese Forschung ermöglicht nicht nur grundlegende, wichtige Einblicke in die (Co-)Evolution von Bakterien und ihren natürlichen Feinden, sondern bringt unser Verständnis der biologischen Abwehrmechanismen bei Eukaryoten einschließlich Pflanzen erheblich voran. Das ist von hoher Relevanz für neuartige Anwendungen im umweltfreundlichen Pflanzenschutz.

Dr. Erin Stache von der Princeton University (USA) erhält den Preis in der Kategorie Chemie als Anerkennung ihrer multidisziplinären Forschung, welche die Felder synthetische organische Chemie und Photochemie sowie Polymerchemie kombiniert. Ein wesentlicher Aspekt ihrer Forschungsarbeit besteht darin, neue Lösungen für eine nachhaltigere Kunststoffwirtschaft zu finden, d. h. Abbau von Polymeren und Wiederverwendung von Monomeren in einer Kreislaufwirtschaft. Damit ebnet ihre Forschung den Weg für moderne Anwendungen in der Werkstoffkunde.

In der Kategorie Medizinische Wissenschaft geht die Auszeichnung an Dr. Vivi Maketa von der Universität Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) für ihre außerordentlichen Beiträge zur Ausgestaltung und Umsetzung von Forschungsprojekten über Infektionskrankheiten und vernachlässigte, seltene Erkrankungen. Mit ihrem Engagement liefert sie die maßgeblichen Nachweise für die Sicherheit, Immunogenität und Wirksamkeit von dringend benötigten neuartigen Arzneimitteln und Impfstoffen, insbesondere in Ländern mit geringem Einkommen in Afrika und auf anderen Kontinenten.

Der Award in der Kategorie Data Science in den Life Sciences wird Dr. Michael Skinnider (Princeton University und Ludwig Institute for Cancer Research, USA) für seine Forschung an der Schnittstelle von Computerwissenschaft und Biologie von Krankheiten verliehen. Durch die Entwicklung einer zugeschnittenen Computerplattform und eines neuartigen Systems basierend auf künstlicher Intelligenz ermöglicht die Arbeit von Michael Skinnider die Identifizierung neuartiger Antibiotika in Mikroorganismen und die Entdeckung neuer therapeutischer Moleküle im menschlichen Körper bzw. sehr spezifisch im menschlichen Mikrobiom.

Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden vom Wissenschaftsrat der Bayer Foundation ausgewählt: Professor Edith Heard (Generaldirektorin des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie in Heidelberg und Vorsitzende des Stiftungsrats der Bayer Foundation), Professor Regine Kahmann (emeritierte stellvertretende Leiterin des Max-Planck-Instituts für Terrestrische Mikrobiologie in Marburg), Professor Lothar Willmitzer (ehemaliger Direktor der Abteilung Molekulare Pflanzenphysiologie am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Golm) und Professor Dirk Trauner (Penn Integrates Knowledge (PIK)-Professor an der Universität von Pennsylvania, USA).

Preisverleihung

Alle Preisträgerinnen und Preisträger werden bei der feierlichen Verleihung des Science Award 2023 der Bayer Foundation am 14. Februar 2024 in Leverkusen ausgezeichnet. Die Feierlichkeiten umfassen ein kleines Symposium mit kurzen Vorträgen der EESA-Preisträger und angesehener Wissenschaftler von Bayer. Nach einer von Professor Edith Heard gehaltenen feierlichen Laudatio wird Professor Claudia Höbartner den Familie-Hansen-Preis erhalten und ihre Forschung in einem Keynote-Vortrag präsentieren.

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