„Aachen möchte bis 2030 klimaneutral werden, mit anderen Worten, wir müssen noch schneller Kohle, Gas und Öl durch erneuerbare Energien ersetzen und hin zu einer klimaneutralen Wärme- und Kälteversorgung kommen. Mit dem in der Stadt vorhandenen Know-how aus der Wissenschaft, den Akteuren auf dem Wärmemarkt und der hochengagierten Stadtgesellschaft kann diese große Herausforderung gemeistert werden“, stellt Oberbürgermeisterin Sybille Keupen zum Auftakt eines Diskussionsabends zur Wärmewende fest.

In den Räumen der Trianel-Zentral auf der Krefelder Straße informieren sich rund 160 Bürgerinnen und Bürger aus Aachen sowie Expertinnen und Experten aus der Energiewirtschaft und Wissenschaft über die Bedeutung und Herausforderungen bei der Wärmewende. Neben Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen erläutern Prof. Dr. Rolf Bracke, Direktor Fraunhofer IEG, Dr. Christian Becker, Vorstand der STAWAG sowie Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung Trianel GmbH, die anstehenden Herausforderungen und Lösungsansätze.

„Über 50 Prozent der in Deutschland umgesetzten Energie wird als Wärme in Haushalten und Industrie genutzt. Geothermie, Großwärmepumpen und moderne Wärmenetze können hier langfristig eine klimaneutrale Energiequelle erschließen, die auf regionalem Know-how fußt und die Brücke vom Kohlebergbau zum Wärmebergbau schlägt“, stellt Prof. Rolf Bracke fest. Dabei betont er auch die besonderen geologischen Möglichkeiten der Stadt Aachen. „Heißes Wasser aus der Tiefe wird in vielen europäischen Städten zur Wärmeversorgung genutzt und kann auch in Aachen zu einer alternativen, klimafreundlichen Wärmequelle werden. Aachen profitiert bereits seit römischer Zeit von dieser heimischen Energiequelle für die Beheizung von Gebäuden. Den modernen Beitrag der Geothermie für die kommunale Wärmeplanung wollen wir aufzeigen und zunächst die Daten sammeln, die wir auf dem Weg zur Wärmewende im südlichen Rheinland brauchen“, so Prof. Rolf Bracke.

Eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung der Wärmewende in Aachen spielt die STAWAG als örtlicher Energieversorger schon heute. „Ein großer Hebel für lokale Klimaschutzmaßnahmen liegt im Wärmesektor“, betont Dr. Christian Becker. „Deshalb erhöhen wir auch für die Wärmewende unser Tempo und schieben entsprechende Maßnahmen an.“

Eine neue Dynamik und vor allem einen neuen gesetzlichen Rahmen bekommt die Wärmewende durch das ab dem 1. Januar 2024 in Kraft tretende Gebäudeenergiegesetz (GEG). „Mit der Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes und dem geplanten Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung erhält die Fernwärme eine besonders große Bedeutung. Heute nutzen wir noch die Abwärme aus dem Kraftwerk Weisweiler, für die Zukunft prüfen wir derzeit verschiedene Optionen wie z.B. die Nutzung der Abwärme aus der Müllverbrennung oder einen Eigenerzeugungsmix auf der Basis von dezentralen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und großen Wärmepumpen. Auch die Tiefengeothermie ist ein zentraler Bestandteil unserer Überlegungen“, betont Dr. Christian Becker. Im Sinne einer nachhaltigen Wärmewende für Aachen setzt STAWAG aber nicht auf den Aus- und Umbau der Fernwärmenetze in Aachen, sondern auch auf Energieeffizienz. „Ziel ist es, bis 2045 rund 50 Prozent der Wärmelast in Aachen über Fernwärme bereitzustellen. Dabei gehen wir davon aus, dass durch Dämm- und Effizienzmaßnahmen der Heizenergiebedarf mittelfristig um 30 Prozent sinken wird“, so Christian Becker weiter.

„Der Umbau der Wärmeversorgung in Aachen und auch in ganz Deutschland ist ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Die Wärmewende ist dabei vor allem eine große Gemeinschaftsaufgabe, bei der Fachleute aus der Energiewirtschaft, dem Handwerk sowie wie die Bürgerinnen und Bürger politische Klarheit brauchen, um bald in die Umsetzung zu kommen. Formell ist die Kommune in der Pflicht, aber Stadtwerke sind die zentralen Umsetzer. Zentraler Erfolgsfaktor wird die Zusammenarbeit zwischen Stadtwerk und Kommune sein. Aber es kommt natürlich auch auf das Engagement der Verbraucher an. Das große Interesse der Aachener Bürgerinnen und Bürger am heutigen Diskussionsabend zur Wärmewende verdeutlicht die große Bereitschaft aller Beteiligten hier voranzugehen“, fasst Sven Becker den Diskussionsabend zusammen.

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