Die All Electric Society
Die All Electric Society beschreibt das Zukunftsbild einer nachhaltigen Gesellschaft, in der CO2-neutrale Elektrizität die Hauptenergiequelle darstellt. Ziel des Konzepts ist es, dem menschengemachten Klimawandel durch die reine Nutzung von erneuerbaren Energien entgegenzutreten und gleichzeitig die verfügbare Energiemenge zu maximieren, um weltweites Wirtschaftswachstum voranzutreiben und allen Menschen dieselbe Energieversorgung zu gewährleisten. Um dies zu ermöglichen, müssen alle Bereiche von der Energiegewinnung bis hin zur Nutzung zusammenarbeiten.
Im All Electric Society Park die Zukunftsvision hautnah erleben
Zum 100. Geburtstag von Phoenix Contact wurde der All Electric Society Park am Standort Blomberg errichtet. Dort kann man an interaktiven Stationen hautnah erleben, wie erneuerbare Energien gewonnen, umgewandelt, gespeichert, verteilt und auch genutzt werden können. „Wir zeigen an Exponaten, wie die Interaktion zwischen Erzeugern, Verbrauchern und Speichern funktionieren kann“, erklärte Andreas Flandermeier, zuständig für die Product Services von Phoenix Contact. Damit zeige Phoenix Contact ihre Vision einer nachhaltigen Welt. Auch die Maschinenbauingenieurin und für die Kommunikation rund um den All Electric Society Park zuständige Sarah Pyritz zeigte sich begeistert: „Der All Electric Society Park brennt ein ganzes Feuerwerk an Innovationen ab“.
Die grüne Transformatorenstation – der zentrale Knotenpunkt im All Electric Society Park
“Unsere Trafostation ist ein Einzelstück“, meinte Andreas Flandermeier. Die von der Betonbau BBD GmbH gelieferte Station ist das technische Zentrum des All Electric Society Parks, da die beiden eingebauten Transformatoren die elektrische Energie der verschiedenen Erzeuger, wie beispielsweise der PV-Anlage, von mehreren tausend Volt (Mittelspannung) auf die in Haushalten benötigten 230 bzw. 400 Volt (Niederspannung) transformieren (umwandeln) und verteilen. Dementsprechend wird mit Hilfe der Transformatorenstation der im All Electric Society Park gewonnene Strom mit der geeigneten Spannung in das Firmennetz von Phoenix Contact eingespeist.
Auch Betonbau profitiert von diesem Pilotprojekt, denn „unsere Vision ist eine grüne, maximal CO2-reduzierte Station“, sagte Matthias Westenthanner, Leiter der Abteilung Innovation, Forschung und Entwicklung bei Betonbau. „Ein wichtiger Aspekt hiervon ist eine grüne Station und bei dieser Station hier haben wir sehr viele innovative Techniken verarbeitet, die uns dem Ziel einer grünen Station schon deutlich näherkommen lassen“.
Zu diesen Techniken gehören auch die grün lackierten Transformatoren, die nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich grün sind. Sie werden durch biologisch abbaubaren Esther gekühlt, anstatt des normalerweise verwendeten Mineralöls. Außerdem wird bei den Schaltanlagen auf das sehr klimaschädliche SF6 verzichtet, welches als Isoliergas dient. Ein Kilogramm SF6 hat beispielsweise dieselben Klimaauswirkungen wie 22.800 kg CO2.
Um auch den Besuchenden den sonst so selten möglichen Einblick in die Station zu gewährleisten, wurden Fenster aus Sicherheitsglas eingebaut, damit auch im Fall einer Störung die Sicherheit der Besuchenden jederzeit garantiert werden kann.
Der von außen sichtbare grüne Teil der Station ist die Dach- und Vertikalbegrünung, „die auch einen sehr positiven Einfluss auf die Umwelt hat. Sie trägt zur CO2-Reduktion bei, hat eine hohe Feinstaubbindung und fördert die Kühlung der Station, aber auch die Geräuschreduktion“, erläuterte Matthias Westenthanner.
Doch der interessanteste und innovativste Teil der Trafostation ist von außen nicht wirklich ersichtlich, denn dieser befindet sich im Beton. Erstmals wurde für ein Kundenprojekt eine Station aus Carbon- und nicht aus dem üblicherweise genutzten Stahlbeton gebaut. Die Betonbau BBD GmbH forscht bereits seit 2019 an der Verwendung von Textilbewehrungen, die verschiedene Vorteile gegenüber herkömmlichem Betonstahl mit sich bringen.
Das erste Technikgebäude aus Carbonbeton
Carbonbeton ist leistungsfähiger und weist im Gegensatz zu Bewehrungsstahl eine extrem hohe Zugfestigkeit auf, die bis zu siebenmal höher sein kann. Darüber hinaus ist Stahl gegenüber den Umgebungsbedingungen empfindlicher als Carbon, welches als chemisch inert gilt. Dementsprechend kommt es auch seltener zu Rissbildungen und die Lebensdauer kann deutlich gesteigert werden. Nutzungsdauerprognosen gehen hierbei von über 100 Jahren aus. Durch diese Eigenschaften können die Bauteile wesentlich dünner produziert und damit die Betonmenge stark reduziert werden. Dies ist der größte Vorteil des Carbons, da sich in der Produktion der Energieverbrauch und damit insbesondere der CO2-Ausstoß gegenüber konventionellem Stahlbeton deutlich reduziert und auch weitere Bestandteile wie Wasser und Zement weniger benötigt werden. Insbesondere das Bindemittel Zement verursacht rund zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen, weshalb es essenziell ist, diesen Anteil zu reduzieren.
Auch bei diesem Projekt „hat der Carbonbeton uns geholfen, die Wandstärken enorm zu reduzieren. Normalerweise hätte diese Station 14 cm dicke Wände gehabt, durch Carbonbeton ist es uns jedoch gelungen, diese auf 8 cm zu reduzieren. Dadurch ist die ganze Station 15 t leichter geworden und 15 t weniger Beton bedeuten natürlich deutlich weniger Zement und dadurch deutlich geringere CO2-Emissionen“, erklärte Matthias Westenthanner.
Ebenso konnte durch das verringerte Gewicht CO2 beim Transport eingespart und dieser sowie die Kranaufstellung erleichtert werden.
Doch die Verwendung von Carbonbeton bringt auch Schwierigkeiten mit sich. Die dünne Bauteilstärke, „das macht es für uns ein bisschen herausfordernd. Die ganzen Einbauteile, die Transportanker als auch die Bewehrung selbst müssen in diesen relativ schmalen Bauteilen unterkommen“, berichtete Thomas Wohlgemuth, Projektleiter bei Betonbau. Eine weitere Herausforderung war, dass eine Zulassung im Einzelfall (ZiE) benötigt wurde, da Carbonbeton noch kein geregelter Baustoff in Deutschland ist. Die Zulassung wurde beim NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung beantragt und rechtzeitig genehmigt.
Trotz der Schwierigkeiten hat es die Betonbau BBD GmbH in Kooperation mit Phoenix Contact geschafft, die zum heutigen Zeitpunkt möglichst grüne Trafostation zu bauen, die als Pilotprojekt für zukünftige Entwicklungen dient. Die Kosten sind zwar noch nicht konkurrenzfähig, „aber wir können hier im All Electric Society Park zeigen, was technologisch heute schon möglich ist. Und mit zahlreichen Innovationen werfen wir auch einen Blick in die Zukunft“, betonte Sarah Pyritz.
Wer Interesse hat, den All Electric Society Park mit der innovativen und grünen Transformatorenstation zu besuchen, kann das seit der Eröffnung Anfang September tun. Das Gelände befindet sich am Hauptstandort von Phoenix Contact in der Flachsmarktstraße 8 in Blomberg und ist jederzeit frei zugänglich.
Als führender Spezialist für Technikgebäude sichert Betonbau seit 60 Jahren die Versorgung für viele Bereiche der Infrastruktur – wie Strom, Gas, Wasser, erneuerbare Energien, Digitalisierung, E-Mobilität sowie der Industrie – und ist damit Treiber und Möglichmacher der Energie- und Mobilitätswende.
Jährlich werden circa 10.000 individuelle Raumzellen aus Stahlbeton und Edelstahl auf modernsten Produktionsanlagen gefertigt. Das Produktspektrum reicht von kleinen, nicht begehbaren Trafostationen bis hin zu großen, aus mehreren Einzelmodulen zusammengefügten, begehbaren Gebäuden in unterschiedlichen Ausbaustufen. Die Edelstahl-Stationen wurden dabei speziell für den internationalen Einsatz entwickelt. In der eigenen Metall-Fertigung werden standardisierte sowie kundenindividuelle Türen und Lüftungselemente hergestellt. Die Service-Leistungen umfassen dabei nicht nur die Planung bis hin zur Lieferung der geprüften, anschlussfertigen Station, sondern auch die regelmäßige Wartung und Inspektion sowie die Sanierung der Technikgebäude. Darüber hinaus hat sich Betonbau mit e⁴you, der Umsetzung eines intelligenten Gesamtkonzeptes für Ladeinfrastruktur von elektrisch angetriebenen Bussen und sonstigen kommunalen Verkehrsmitteln, für den Zukunftstrend der E-Mobilität gerüstet.
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