Welche Kinder sollen geboren werden, welche lieber nicht? Wer soll Kinder bekommen und aufziehen, wer besser nicht? Wer soll auf Eizellen und Gebärmütter anderer zugreifen können – und wer sollen diese anderen sein? Das Konzept der reproduktiven Gerechtigkeit beleuchtet diese gewaltvollen Fragen kritisch. Geprägt von Schwarzen Feminist*innen in den USA verbindet das Konzept reproduktive Rechte mit Forderungen sozialer Gerechtigkeit. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe konzentriert sich auf zwei Aspekte der Debatte: Auseinandersetzungen um reproduktive Ausbeutung sowie Recht auf Elternschaft im Kontext von Behinderung.

Der erste Teil befasst sich mit der aktuellen Debatte, ob „Eizellspende“ und „Leihmutterschaft“ in Deutschland legalisiert werden sollten, wie es die Ampelkoalition derzeit prüfen lässt. Loretta J. Ross äußerte sich jüngst in einer Stellungnahme sehr klar zur Bewertung reproduktionstechnologischer Verfahren. Im folgenden Artikel von Derya Binışık geht es um den aktuellen Stand der Dinge und welche Positionen in Parteien und Zivilgesellschaft dazu kursieren. Im Gespräch mit Constanze Körner von LesLeFam e.V. und Anthea Kyere vom Netzwerk reproduktive Gerechtigkeit in Berlin geht es dann um offene Fragen und Zweifel zu etlichen Dimensionen dieser Repro-Verfahren.

Der zweite Teil dieses Schwerpunkts befasst sich mit dem (verhinderten) Recht auf Elternschaft von Menschen mit Behinderung, sowohl im gelebten Alltag als auch bezüglich der Geschichte und Aktualität von Zwangssterilisationen. Johanna Lindemann gibt einen Überblick über den in den letzten Jahren kaum noch öffentlich wahrgenommenen Skandal der Zwangssterilisation an behinderten Menschen und zeichnet Veränderungen in der Rechtslage nach. Anschließend erfahren Leser*innen in dem Interview mit Silja Korn, wie es für eine blinde Mutter ist, in einer behindertenfeindlichen Gesellschaft ein Kind großzuziehen. Als Sozialarbeiter*in wirft Svens Krebs zudem einen Blick auf die komplexen Hilfesysteme für behinderte Eltern und das Spannungsverhältnis von Unterstützung und Bevormundung.

Durch den Schwerpunkt ziehen sich Illustrationen, die während inklusiver Kinder- und Jugendferien entstanden sind. Die Bilder zeigen die Zukunftsentwürfe der Teilnehmenden.

Neben dem Schwerpunkt geht es um den Vorschlag der EU-Kommission zur Deregulierung der neuen Gentechniken, um neueste Entwicklungen im Bereich Molecular Farming sowie das Buch „Die Gen-Lotterie“ und dessen gescheiterten Versuch einer Verhaltensgenetik von links. Außerdem beschäftigt sich der zweiten Teil der Artikelreihe zur Geschichte des Gen-ethischen Netzwerks mit den Feministinnen der Gentechnik-kritischen Bewegung der 1980er Jahre.

Der GID 266 kann ab sofort teilweise online [1] eingesehen und als Printversion bestellt werden unter: Tel: 030 – 685 70 73, Fax: 030 – 684 11 83, E-Mail: gid@gen-ethisches-netzwerk.de oder direkt im Onlineshop [2].

[1] https://www.gen-ethisches-netzwerk.de/publikationen/gid/266[2] https://shop.gen-ethisches-netzwerk.de/12-gid-zeitschrift

* Der Gen-ethische Informationsdienst (GID MAGAZIN) ist die Fachzeitschrift des Gen-ethischen Netzwerks. Er erscheint seit 1985 und bietet seitdem ein breites Spektrum an kritischen Informationen zu den Entwicklungen in Bio-, Gen- und Fortpflanzungstechnologien. Er enthält aktuelle Berichte, Diskussionen und Informationen, Hinweise zu Neuerscheinungen und Veranstaltungen. Der GID erscheint derzeit viermal im Jahr und das Einzelheft kostet 8,50 Euro.

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