Es ist sein erstes langes Interview in seiner neuen Funktion: Prof. Lothar H. Wieler, der Leiter des Fachgebiets Digital Global Public Health und Sprecher des Digital Health Clusters am Hasso-Plattner-Institut, spricht über seine Motivation, seine Pläne und seine Ziele am HPI. Im Wissenspodcast „Neuland“ berichtet der frühere Präsident des Robert-Koch-Instituts auch von seinen Erfahrungen während der Pandemie – und welche Lehren er aus dieser Zeit für die Zukunft zieht: „Ich mache mir sehr viele Gedanken darüber, wie man künftig Krisen noch besser managen kann.“

„Wir haben es während der Pandemie gesehen, dass digitale Lösungen wirklich einen Unterschied machen können,“ sagt Prof. Wieler. Das Problem: in Deutschland seien viele Daten im Gesundheitswesen zwar vorhanden, aber nicht leicht auswertbar. „Weil diese Daten in Silos liegen, müssen sie mühsam erfragt werden.“ Andere Länder in Europa sind an diesem Punkt weiter. „Dänemark zum Beispiel hat dieselbe Datenschutzgrundverordnung wie wir – aber dort sind die Daten viel stärker verfügbar.“ Die Aussicht, fundiert die Chancen und Risiken der Digitalisierung im Gesundheitswesen erforschen zu können, sei für Prof. Wieler letztlich einer der Gründe gewesen, ans Hasso-Plattner-Institut zu wechseln.

Im Gespräch mit HPI-Chefredakteur Leon Stebe spricht Prof. Wieler auch über die Künstliche Intelligenz: „Wir können die KI nicht stoppen. Es macht doch viel mehr Sinn, diese Entwicklung in eine richtige Bahn zu lenken, und dass wir wirklich dafür Sorge tragen, dass die Anwendungen sinnhaft sind und den Menschen dienen.“ Diese Innovation dürfe nicht alleine kommerziell getrieben sein. „Die Künstliche Intelligenz hat ein derart disruptives Potenzial, dass wir hier Regeln brauchen.“ Konkret benennt Prof. Wieler das Problem, dass KI-Anwendungen in der Medizin bestehende Diskriminierungen erlernen und verstärken können. Außerdem gebe es die Gefahr, dass die Länder des globalen Südens vom Fortschritt durch die KI im Gesundheitsbereich kaum profitieren. „Wir dürfen die Ungleichheit durch die Digitalisierung nicht weiter verschärfen.“

Seiner Antrittsvorlesung am HPI hat Prof. Wieler bewusst den Titel „There is Glory in Prevention“ gegeben. Prävention sei mitunter zwar langweilig, könne aber einen riesigen Unterschied machen – und das sowohl bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten als auch von nicht übertragbaren Krankheiten, wie zum Beispiel Krebs oder Diabetes. „Es ist für viele Leute anstrengend, es wirkt langsam, es ist keine Sprunginnovation, aber es ist einer der sinnvollsten Ansätze, die wir in der Medizin haben.“ Wenn Prävention erfolgreich sei, könne sie eine Gesellschaft verbessern und die Lebenserwartung erhöhen. Auch hier können digitale Tools helfen.

Das komplette Interview mit HPI-Professor Lothar H. Wieler gibt es in der aktuellen Folge des HPI-Wissenspodcasts „Neuland“ mit dem Titel: „Die Zukunft von Digital Global Public Health“ – ab sofort auf allen Podcast-Plattformen abrufbar oder direkt hier: https://podcast.hpi.de/70-new-episode.

Fundiertes Wissen über die digitale Welt, anschaulich und verständlich erklärt – das bietet der Wissenspodcast „Neuland“ mit Experten des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) unter: https://podcast.hpi.de, bei iTunes und Spotify. Einmal im Monat sprechen sie bei Neuland über aktuelle und gesellschaftlich relevante Digitalthemen, ihre Forschungsarbeit und über Chancen und Herausforderungen digitaler Trends und Entwicklungen.

Über die Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH

Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam ist Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für Digital Engineering (https://hpi.de). Mit dem Bachelorstudiengang „IT-Systems Engineering“ bietet die gemeinsame Digital-Engineering-Fakultät des HPI und der Universität Potsdam ein deutschlandweit einmaliges und besonders praxisnahes ingenieurwissenschaftliches Informatikstudium an, das von derzeit rund 800 Studierenden genutzt wird. In den fünf Masterstudiengängen „IT-Systems Engineering“, „Digital Health“, „Data Engineering“, „Cybersecurity“ und „Software Systems Engineering“ können darauf aufbauend eigene Forschungsschwerpunkte gesetzt werden. Bei den CHE-Hochschulrankings belegt das HPI stets Spitzenplätze. Die HPI School of Design Thinking, Europas erste Innovationsschule für Studenten nach dem Vorbild der Stanforder d.school, bietet jährlich 300 Plätze für ein Zusatzstudium an. Derzeit sind am HPI 22 Professorinnen und Professoren sowie über 50 weitere Gastprofessoren, Lehrbeauftragte und Dozenten tätig. Es betreibt exzellente universitäre Forschung – in seinen IT-Fachgebieten, aber auch in der HPI Research School für Doktoranden mit ihren Forschungsaußenstellen in Kapstadt, Irvine, Haifa und Nanjing. Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und Anwendungen großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu kommt das Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen für alle Lebensbereiche.

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