Über 200 Gäste konnten der Deutsche Holzfertigbau-Verband e.V. (DHV) und das Netzwerk 81fünf zur Frühjahrstagung im Mercure Hotel Schweinfurt begrüßen. Was dort vom 16.-18. März geboten wurde, übertraf die Erwartungen vieler Teilnehmer/-innen bei weitem.

Zum Start der ‚Frühjahrstagung 2023‘ hieß der Schweinfurter Stadtrat Jürgen Montag mit einem Grußwort die Gäste willkommen: „Schweinfurt ist eine kreisfreie Mittelstadt mit 55.000 Einwohnern und eigenem Forstamt. Zum Stadtgebiet gehören etwa 1.800 ha Mischwald. Der Baumbestand ist durch und durch gesund, was der Holzwirtschaft in der Region zahlreiche Möglichkeiten eröffnet.“, führte Montag aus und kündigte an: „Schweinfurt plant in Zusammenarbeit mit einem renommierten Architekturbüro die Errichtung eines eigenen Klimadorfs, das vorwiegend aus Holzbauten bestehen wird.“ Möglichkeiten zur Mitwirkung könnten sich dabei auch für DHV- und 81fünf-Mitgliedsbetriebe ergeben.

Mit einer Stimme sprechen

Gleich zu Beginn der Tagung machten DHV-Präsident Erwin Taglieber und 81fünf-Vorstand Thomas Elster deutlich, dass es einer gemeinschaftlichen Artikulation der Holzbauinteressen bedarf, um auf politischer Ebene das nötige Gehör zu finden: „Klimaschutz, Digitalisierung, konsequente Vorfertigung, Elementierung, hybrides Bauen, Holzmodulbau und Robotik heißen die großen Gestaltungsaufgaben, vor denen die Bauwirtschaft gegenwärtig steht. Mit diesem Themenspektrum wollen wir uns gemeinschaftlich befassen, um die Herausforderungen mit einem Höchstmaß an Effizienz zu bewältigen.“, forderten die Vorsitzenden beider Vereinigungen die versammelten Tagungsgäste zum Mitdenken, Mitplanen und konsequenten Handeln in der Praxis auf.

„Alle Holzbauverbände, alle Mitgliedsbetriebe müssen an einem Strang ziehen und im Sinne des Klimaschutzes handeln. Mit vereinten Kräften können wir die herausfordernde Wende am Bau schaffen.“, betonte DHV-Hauptgeschäftsführer Konstantin zu Dohna zuversichtlich.

Holzbau bestens aufgestellt

Neben der aktuellen wirtschaftlichen Situation am Bau, zu deren Verständnis Martin Langen von der B+L-Marktdaten GmbH aus Bonn erhellende Statistiken, Hintergründe und Prognosen lieferte, standen auf der Frühjahrstagung die Herausforderungen sich rasch wandelnder Märkte im Mittelpunkt der Betrachtungen und Gespräche.

Am 8. Oktober ist KlimaSchutzTag

In diesem Kontext kündigte Erwin Taglieber vorausschauend den 3. Deutschen KlimaSchutzTag an, der dieses Jahr auf den 8. Oktober fällt: „Klimaschutz ist das Megathema der Gegenwart!“, betonte er und forderte alle Mitgliedsunternehmen zur aktiven Mitwirkung auf: „Jeder DHV-, jeder 81fünf-, jeder Zimmereibetrieb soll mitmachen und seine Werkstore und Hallen öffnen, um Bauinteressierten die vielfältigen Vorteile des ressourcenschonenden Bauens mit Holz nahezubringen.“ Dazu zählen für ihn die fortschrittlichen Planungsmöglichkeiten im Holzbau mittels BIM, die Möglichkeit zur nachhaltigen CO2-Einsparung in größtmöglichen Mengen durch steigende Holzverwendung am Bau sowie der entlastende Effekt auf das globale Klima. „Konkret wollen wir dieses Jahr mindestens 3.000 Setzlinge pflanzen, also rund ein Dutzend pro Mitgliedsunternehmen“, unterstrich der DHV-Präsident, der in gleicher Funktion auch dem Deutschen Holzwirtschaftsrat (DHWR) vorsteht.

Gut zu wissen: Der DHWR mit Sitz in Berlin ist die einflussreiche Dachorganisation der deutschen Holzwirtschaft; das prominent besetzte Gremium berät Abgeordnete und Fraktionen des Deutschen Bundestags ebenso wie die Bundesregierung bei der Meinungsbildung und politischen Entscheidungsfindung rund um die Ressource Holz. Dabei vertritt der DHWR die Interessen von insgesamt 70.000 Holzbaubetrieben, deren gut 650.000 Beschäftigte in einem Jahr einen Umsatz von 120 Milliarden Euro erzielen. https://www.dhwr.de

Starke Stimme in Berlin

„Im öffentlichen wie im politischen Diskurs geht es heute immer mehr darum, wie man schneller, nachhaltiger und zugleich bezahlbar baut. Insofern kommt es darauf an, intelligente Antworten auf die drängendsten Fragen der Bauwirtschaft zu finden: Wie und womit können wir auch künftig Wohnhäuser und Gewerbeobjekte bauen, ohne dem Globalklima zu schaden? Wie lässt sich der akute Wohnraumbedarf in Deutschland schnellstmöglich decken? Wie können wir die am Bau erforderlichen Ressourcen so klimaschonend wie nur möglich einsetzen?“, unterstrich DHV-Vorstandsmitglied Ahmed Al Samarraie, der seit Herbst letzten Jahres offiziell als Holzbau-Lobbyist fungiert. Von seinem Berliner Büro im Haus des Holzes aus vertritt er die Interessen des Holzfertigbaus im politischen Berlin. Zu seinen vornehmsten Aufgaben in dieser neuen Position gehört es, sowohl vor als auch hinter den Kulissen auf die öffentliche Meinungs- und Willensbildung pro Holz einzuwirken und politische Entscheidungsträger zu beraten.

Daten, Fakten, Messungen

Bauphysikalische Fakten rund um das Bauen mit Holz liefert beim DHV der Arbeitskreis Technik. Sommerlicher Hitzeschutz und Klimawandel, energiesparende Gebäudetechnik, Holzbau-Statik in GK4 und GK5, Building Information Modeling, Optimierung der Schallwege, Feuchteschutz an ausgewählten Anschlusspunkten sowie andere Technikthemen stehen auf der Agenda. Ausschuss-Vorsitzender Wolfgang Schäfer ist von Hause aus Diplom-Ingenieur, Fachrichtung Bauphysik, und beim DHV für den Arbeitskreis Technik verantwortlich. In Schweinfurt beleuchtete er die rasanten Entwicklungsfortschritte beim Holzmodulbau, die zahlreiche neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnen. Ihn unterstützt B.Eng. Sarah Ghazi-Idrissi, die in der Mehrverbände-Geschäftsstelle FORUM HOLZBAU in Ostfildern das Referat Technik komplettiert und sich unter anderem um Normungs-, Zulassungs- und Ausführungsfragen kümmert.

Beim DHV bestens aufgehoben

In der begleitenden Fachausstellung präsentierten mehrere Dutzend Zulieferfirmen ihre auf den Holzfertigbau spezifisch zugeschnittenen Detailprodukte und Systeme. Zum ersten Mal bei einer DHV-Tagung dabei war Neumitglied Thermory Deutschland, ein auf thermische Veredelung spezialisierter, im In- und Ausland präsenter Echtholz-Anbieter (https://www.thermory.de). Geschäftsführer Christian Pongratz zeigte sich sehr angetan von der Themenvielfalt der Vorträge, der inspirierenden Atmosphäre und dem kollegialen Miteinander der Verbandsmitglieder: „Wir konnten hier mit Architekten und Holzbauunternehmern sprechen, die für ihre Bauherren aktuell nach Alternativen zu sibirischer Lärche suchen: Für unser Thermoholz haben wir gleich mehrere konkrete Interessentenanfragen erhalten. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl, dass wir bei DHV und 81fünf sehr gut aufgehoben sind; gern wollen wir uns zukünftig in die Verbandsarbeit aktiv einbringen.“

Für die Zukunft gut gerüstet

Die künftige Ausrichtung des Holzfertigbaus in den Teilmärkten Ein- und Zweifamilienhausbau, Hallen- und Gewerbebau, kommunaler bzw. sozialer Wohnungsbau sowie privater mehrgeschossiger Wohnbau wurde in Schweinfurt aus verschiedenen Blickwinkeln eingehend beleuchtet; betriebswirtschaftliche Fragestellungen rundeten das anspruchsvolle Vortragsspektrum ab. Fazit: Dass Holz der Baustoff des 21. Jahrhunderts ist, wurde auf der gemeinsamen Frühjahrstagung von DHV und 81fünf in Schweinfurt mehr als deutlich.

Weitere Informationen über die Frühjahrstagung und zeitgemäßes Bauen mit Holz finden sich im Internet auf https://d-h-v.de und https://www.81fuenf.de

Achim Dathe, Stuttgart   

 

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