„Zunächst möchten wir Amprion Offshore und Siemens Energy zum erfolgreichen Vertragsabschluss gratulieren. Konverterplattformen sind ein neuralgischer Punkt der deutschen Offshore-Ausbau-Ambitionen. Die Dragados-Werft in Spanien ist zurzeit die Einzige in Europa, die aufgrund der Dimensionen in der Lage ist, die zukünftige Generation an 2-GW-Konverterplattformen für Amprion zu produzieren. Dass die Vergabe dieses energie-, industrie- und sicherheitspolitisch relevanten, milliardenschweren Auftrages an ein europäisches Konsortium und einen europäischen Standort möglich war, ist daher eine gute Nachricht.

Im Hinblick auf unsere zukünftige Energiesicherheit blicken wir jedoch auch sorgenvoll auf das Ergebnis.

Nur einen einzigen Standort in ganz Europa für die Fertigung von 2GW-Konverterplattformen zu haben, ist kein gutes Zeichen für unsere geplante Energiewende, die zu einem großen Teil vom geplanten Ausbau der Offshore-Windenergie abhängt. Vor allem dann nicht, wenn man sich den bereits heute massiven, zukünftig weiter anwachsenden Konkurrenzdruck um knappe Produktionsfaktoren vergegenwärtigt, den die stetig anwachsenden Offshore-Ausbauziele anderer Länder bedeuten.

In den letzten Monaten hat es intensive Bemühungen gegeben, in Deutschland wieder eine Produktionsstätte zu schaffen, die ebenfalls die Bedingungen zum Bau dieses entscheidenden Puzzleteils der deutschen Offshore-Wind-Ambitionen erfüllt.

Mit der Werft in Rostock-Warenmünde gibt es einen optimalen Standort, an dem in Ko-Nutzung mit dem Marinearsenal der Bundeswehr bis zu drei Plattformen gleichzeitig produziert werden könnten. Mit dem belgischen Unternehmen Smulders gibt es einen Spezialisten, der das Knowhow und die Finanzkraft mitbringt, um dies umzusetzen. Vom Land Mecklenburg-Vorpommern gibt es große politische Unterstützung und substanzielle Angebote an das Bundesministerium für Verteidigung, um sowohl die Bedürfnisse der Nationalen Sicherheit wie auch der Energiewende zu erfüllen.

Dass eine Einigung bisher dennoch nicht erzielt werden konnte, ist auf Basis der Faktenlage völlig unverständlich,  da die Fertigungskonzepte auch unter Berücksichtigung der vorliegenden sicherheitspolitischen Anforderungen des Bundesverteidigungsministeriums eine Win-Win-Situation ermöglichen würden.

Im Ergebnis ist der Werft in Rostock-Warenmünde heute ein milliardenschwerer Auftrag mit dem einhergehenden Industrie-, Zulieferer- und Wissenspotenzial entgangen. Das ist nicht nur, aber auch für die ostdeutsche Wirtschaft beklagenswert.

Darüber hinaus ist klar: die deutschen und europäischen Ausbau-Ambitionen werden mit nur einer europäischen Werft im 2-GW-Konverterplattformbau keinesfalls erreicht werden können. Wir brauchen aus energie- und sicherheitspolitischen Gründen mehr Standorte – und wir brauchen sie schnell. Rostock-Warnemünde bietet die besten und in Deutschland die einzigen Rahmenbedingung dazu.

Mit dem Blick nach vorne hoffen wir, dass die heutige Bekanntmachung nochmal eindrücklich illustriert, welche Chancen die Energiewende der deutschen Wirtschaft bieten kann – und welche Deutschland hier sehenden Auges verstreichen lässt. Gegen Ende Q1 werden erneut großvolumige Aufträge – dieses Mal durch den Übertragungsnetzbetreiber TenneT – vergeben. Vor diesem Hintergrund, aber auch aufgrund der europaweit und global mehr als vielversprechenden Auftragslage für Netzanbindungssysteme, ist auch Smulders – wie uns bekannt ist – weiterhin an einer Realisierung einer konstruktiven Kooperation am Standort Rostock-Warnemünde interessiert.

Wir hoffen, dass die daraus entstehende 2. Chance genutzt wird, und werden uns dafür weiter einsetzen!“

Karina Würtz
(Geschäftsführerin der Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE)

Hintergrund

Heute haben die Amprion Offshore GmbH und Siemens Energy den weltweit ersten erfolgreichen Vertragsabschluss für den Bau von zwei Offshore-Konverterplattformen der neuen 2-GW-Generation bekannt gegeben, die in Deutschland ab Ende der 2020er-Jahre Windparks auf See an das deutsche Übertragungsnetz anschließen sollen. Der bisherige Leistungsstandard liegt bei 900 MW.

Insbesondere bei den weiter vom Land entfernten Parks in der Nordsee, muss in Konverterstationen eine Umwandlung des produzierten Wechselstroms in Gleichstrom erfolgen, um Leistungsverluste zu minimieren. Über Gleichstromleitungen erfolgt der Transport an Land. Bereits heutige liegen deutsche Offshore-Windparks bis zu 120km vor der Küste.

Der Bau und das elektrotechnische Outfitting der zwischen 10.000 und 20.000 Tonnen schweren Stahlgiganten erfordert Platz, Knowhow, Infrastruktur und Kapital. In Deutschland wurde der Konverterbau aufgrund von mangelnder Nachfrage aufgrund der politisch herbeigeführten Unterbrechung des Offshore-Ausbaus 2018 eingestellt.

Durch die neuen Ausbauziele der Bundesregierung (30 GW bis 2030, 40 GW bis 2035, 70 GW bis 2045) sowie globaler Ausbau-Bestrebungen fast aller relevanten Küstenländer entsteht nun in den kommenden Jahren wieder ein enormer Bedarf an Produktionskapazitäten, die weder national noch international zurzeit vorhanden sind.

Produktionsstandorte für Konverterplattformen sind dabei aufgrund der Größe und spezifischen Anforderungen besonders selten, was sie zu einem entscheidenden Nadelöhr werden lässt.

In Europa gibt es Stand heute zurzeit mit der Dragados-Werft in Spanien nur einen Standort, der die zukünftige Generation an 2-GW-Konverterplattformen fertigen kann. Auch im Bereich des konventionellen Konverterplattformbaus gibt es ein begrenztes europäisches Angebot, sodass Aufträge zuletzt nach Indonesien, Singapur oder China vergeben werden mussten.

Mit Blick auf die weltweiten Ausbaubestrebungen wird sich jedoch nicht nur die Frage stellen, ob eine Auftragsvergabe in diese Länder und ein Schleppen der Stahlkolosse bis in die Nordsee klima-, industrie- und wirtschaftspolitisch sinnvoll ist, sondern, ob dies aufgrund überhaupt noch möglich sein wird. Bereits heute zeigt sich, dass asiatische Standorte zunehmend nicht mehr zur Verfügung stehen.

Mit Blick auf den Platz, die Verfügbarkeit, die infrastrukturellen Rahmenbedingungen, das vor Ort vorhandene Knowhow und den Ertüchtigungsbedarf bietet die Werft in Rostock-Warnemünde europaweit die besten Möglichkeiten, um schnellstmöglich für den Konverterplattformbau genutzt werden zu können.

Hier hat die Insolvenz der MV-Werften vergangenes Jahr ein einmaliges Opportunitätsfenster für die Offshore-Energiewende geöffnet, den Standort erneut für den Konverterbau zu gewinnen. Mit dem belgischen Unternehmen Smulders und französischen Eiffage-Gruppe stand ein Interessent bereit, der das Knowhow zur Umsetzung mitbringt.

Nach der Übernahme des Werftgeländes durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben im Sommer 2022 und eine anschließende Verpachtung an das Marinearsenal der Bundeswehr wurden ab September Gespräche zwischen Bundesministerien und dem Land Mecklenburg-Vorpommern zu einer möglichen Ko-Nutzung des Werft-Geländes aufgenommen. Im Ergebnis könnte der Konverterbau im Südteil angesiedelt werden, während das Marinearsenal im Nordteil der Werft bereits angesiedelt ist. Trotz ausgereifter Konzepte und Zugeständnisse zu einem sicheren und beeinträchtigungsfreien Parallelbetrieb, konnte bisher keine Einigung erzielt werden. Eine Einigung bis Ende letzten Jahres hätte es Smulders ermöglicht, an der Ausschreibung für LanWin 1+3 durch Amprion mit dem Rostocker Standort teilzunehmen.

Seitens der Offshore-Windenergie sind Bedarf und Interesse an einer Einigung weiter ungebrochen. Eine Markterweiterung für Fertigungskapazitäten in der EU wäre aus Aspekten der Resilienz und energiepolitischen Unabhängigkeit Produktion nicht nur alternativlos, wenn die Ausbauziele erreicht werden sollen, sondern auch sicherheitstechnisch hochgradig relevant, wenn das sensible elektrotechnische Outfitting nicht in geopolitisch bedenklichen Regionen stattfinden soll.    

Über Stiftung Offshore-Windenergie

Die Stiftung OFFSHORE-WINDENERGIE wurde 2005 zur Förderung des Umwelt- und Klimaschutzes durch eine verbesserte Erforschung und Entwicklung der Windenergie auf See gegründet. Sie hat sich als eine überparteiliche, überregionale und unabhängige Einrichtung zur Unterstützung der OFFSHORE-WINDENERGIE in Deutschland und Europa etabliert. Die Stiftung ist Kommunikationsplattform für Akteure aus Politik, Wirtschaft und Forschung, dient dem Wissensaustausch und versteht sich als Ideengeber. Gleichzeitig bündelt sie die verschiedenen Interessen und vertritt sie gegenüber Politik, Öffentlichkeit, Wirtschaft und Wissenschaft. Im Stiftungskuratorium sind sowohl wichtige Bundes- und Landministerien für den Offshore-Wind-Bereich wie auch Betreiber, Hersteller, Übertragungsnetzbetreiber, Zulieferer, Banken und Versicherungen vertreten.

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