Neben stetig steigenden Ausgaben für Kraftstoff, Gas, Fahrzeuge, Ersatzteile und Personal ist nun auch noch der durch die Abgasnorm Euro 6 vorgeschriebene Kraftstoffzusatz AdBlue knapp und teilweise gar nicht mehr verfügbar. Entsprechend erreichen auch die Preise immer neue Höchstwerte. Allein unser Mitgliedsunternehmen WP Holding GmbH mit Sitz in Zwickau benötigt für ihre 380 Fahrzeuge jeden Monat 40.000 Liter AdBlue. Der Einkaufspreis (in der eigenen Tankstelle) stieg von 17 Cent im August 2021 auf 65 Cent/Liter im August 2022. Anfang September wurde die 1-Euro-Marke erreicht, aktuell liegt der Preis bei 1,20 Euro. Im Vergleich zu August 2021 schlägt die Preissteigerung für das Unternehmen mit knapp 500.000 Euro jährlich zu Buche.
Grund dafür ist, dass der Herstellungsprozess wegen der hohen Gaspreise aktuell nicht wirtschaftlich ist. Wir fordern Sie deshalb dringend auf, hier schnellstmöglich fördernd einzugreifen, damit die Produktion von AdBlue wieder an Fahrt aufnehmen kann. Andernfalls droht ein erheblicher wirtschaftlicher Einbruch, verbunden mit Arbeitsplatzverlusten und neuen Versorgungslücken. Ohne Dieselfahrzeuge gerät die Transportbranche ins Straucheln, denn diese sind zu großen Teilen auf AdBlue angewiesen.
Ich möchte Ihnen die Situation anhand eines konkreten Beispiels veranschaulichen. Stellvertretend für viele weitere unserer Mitgliedsunternehmen sind auch die Reimertshofer Verkehrsschulen betroffen: Das Unternehmen aus Halle bietet an drei Standorten Ausbildungen im Verkehrsbereich an. „Neun unserer Fahrzeuge benötigen AdBlue. Ohne diese können wir unsere Ausbildung nicht durchführen – und das bei dem aktuellen Fahrermangel“, sagt Geschäftsführer Frank Görges. Kürzlich sei man beim Versuch, AdBlue zu bekommen, erst bei der fünften Tankstelle fündig geworden, zum dreifachen Preis.
Sehr geehrte Minister: Es besteht dringender Handlungsbedarf! Es muss dafür Sorge getragen werden, dass die Transportbranche einsatzfähig bleibt. Die Bundesregierung muss Geld für die Herstellung von AdBlue bereitstellen und dadurch den Mangel eindämmen. Die einzige Alternative, um einen kompletten Stillstand zu verhindern, wäre die Erlaubnis, vorübergehend ohne das Abgasreinigungsmittel zu fahren und die dafür nötigen Softwareänderungen vorzunehmen. Dadurch würden allerdings erhebliche Mengen Schadstoffe in die Luft gelangen.
Lassen Sie nicht zu, dass Unternehmen, die sich klimabewusst verhalten wollen, einen Wettbewerbsnachteil erleiden, so wie es bereits beim LNG geschehen ist. Viele der mit staatlicher Förderung angeschafften Gas-Lkw stehen derzeit still, weil sie nicht mehr wettbewerbsfähig eingesetzt werden können. In der Folge stehen insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen, die auf die vergleichsweise umweltschonende Technologie gesetzt haben, vor existentiellen Problemen.
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