Im Beisein der beteiligten Architekturbüros und Bauunternehmen sowie Vertreter der Gemeinde Brühl fand das Richtfest statt. Alle vier Baukörper befinden sich in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung, das endgültige Erscheinungsbild ist bereits erkennbar. Ingo Strugalla, Geschäftsführender Vorstand verwies auf die Nachhaltigkeit des Projekts: „Die Verwendung von Holz aus unseren Stiftungswäldern und dessen regionale Verarbeitung reduzieren den ökologischen Fußabdruck deutlich. Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen sind klimafreundlich und bescheren unseren Mietern eine weitgehende Unabhängigkeit von steigenden Energiepreisen.“ Zudem entlaste man mit der zeitnahen Bereitstellung von Mietwohnungen den angespannten, regionalen Wohnungsmarkt, denn „jede Wohnung zählt“. Eine besondere Herausforderung ist das Einhalten des Zeitplans.
„Die Holzkonstruktionen stehen, der nächste Schritt ist der Innenausbau. Wir kämpfen mit Lieferengpässen bei banalsten Baumaterialien wie dem Dämmmaterial, sind aber guter Dinge, dass wir den anvisierten Fertigstellungstermin im Sommer 2023 halten können“, beschreibt Strugalla den aktuellen Stand der Dinge.
High-Tech in Holz
Beim Spatenstich wurde der Ausnahmecharakter des Wohnprojektes deutlich: Mit Beyer Weitbrecht Stotz + Partner (BWS), Partner und Partner Architekten, Hermann Kaufmann Architekten sowie roedig . schop architekten sind gleich vier renommierte Architekturbüros beteiligt. „Jedes Haus wurde von einem der Partner entworfen und trägt dessen unverwechselbare Handschrift“, berichtet Strugalla. Zusätzlich ist das Büro Element A Architekten aus Heidelberg für die Projektleitung und den Innenausbau verantwortlich.
Durch die Berücksichtigung mehrerer Entwürfe wird bei diesem Bauprojekt der Stiftung Schönau die Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Holzbausysteme erprobt. So wird ein Mehrfamilienhaus ab Oberkante Keller komplett in Massivholzbauweise ohne den Einsatz von Leim errichtet. Ein anderer Entwurf sieht einen Holzbau in Leichtbauweise mit einer Dämmung aus Holzwolle vor, die mit umweltfreundlicher Molke und Soda getränkt ist. Das von der Stiftung beauftragte Ingenieurbüro Transsolar Energietechnik führte für alle Entwürfe Simulationen zur Minimierung der Dämmstärken durch, was Baukosten spart und zusätzliche Wohnfläche schafft.
Als vorbildlich gilt das umfassende Planungskonzept der Stiftung Schönau. Es berücksichtigt Nachhaltigkeit, Wohnkomfort und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen. Alle vier Häuser werden in ökologisch nachhaltiger Holzbauweise errichtet. Die Stiftung Schönau setzt dabei eigenes Holz aus den nachhaltig bewirtschafteten Stiftungswäldern ein, das von regionalen Sägewerken verarbeitet wird. Bei der Planung wurde zudem der gesamte Lebenszyklus der Gebäude betrachtet, insbesondere im Hinblick auf die „Graue Energie“ der Baustoffproduktion, der Betriebs- sowie der Recyclingphase.
Holz im Geschosswohnungsbau ist wirtschaftlich
Zu diesem Ergebnis kommt der gemeinsame Abschlussbericht von Stiftung Schönau, Transsolar Energietechnik und den beteiligten Architektur- und Planungsbüros zur wissenschaftlichen Projektbegleitung, die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wurde. Während der gesamten Planungszeit wurden die unterschiedlichen Massivholzbauweisen und verschiedene energetische Varianten auf Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit geprüft. Dabei stellte sich heraus, dass auch bei den zurzeit noch höheren Kosten für Holzbau trotz des angestrebten moderaten Mietniveaus eine wirtschaftliche Realisierung möglich ist. Voraussetzung dafür ist eine frühzeitige und mit allen Beteiligten eng abgestimmte Planung.
Die Wärmeerzeugung für Heizung und Trinkwasser wird mit Photovoltaikanlagen auf den Gebäudedächern und mit Sole-Wasser-Wärmepumpen auf Erdsonden-Basis realisiert. Da die hohen Investitionskosten für diese innovativen Techniken unter den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen über Energieeinsparungen für die Bauherrin nicht refinanzierbar wären, wurde der Umweg über einen „Energie-Contractor“ gewählt. Dieser kann auch problemlos Mieterstrom bereitstellen.
Win-Win für alle Beteiligten
„Der Abschlussbericht bestätigt unsere Auffassung, dass sich Klimaschutz und Wohnqualität hervorragend mit der notwendigen Wirtschaftlichkeit verbinden lassen“, meint Strugalla. Das sei auch nötig, da die Stiftung Schönau als kirchliche Stiftung Erträge zur Erfüllung ihres Stiftungszweckes erwirtschaften müsse. Für Mieter seien die hohe Wohnqualität und die Unabhängigkeit von steigenden Energiepreisen unschlagbare Argumente.
Der detaillierte 118-seitige Abschlussbericht steht kostenlos auf den Internetseiten der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zur Verfügung.
Die Stiftung Schönau ist ein Immobilienunternehmen mit Sitz in Heidelberg. Aus rund 21.000 Erbbau- und Pachtverträgen, der Vermietung von rund 900 Wohnungen, Investitionen in Immobilienfonds sowie der Bewirtschaftung von 7.600 Hektar Wald erzielt sie Erlöse, um ihren Stiftungszweck zu erfüllen.
Aufgabe der Stiftung ist die professionelle Bewirtschaftung ihres Vermögens. Die Erträge daraus fließen zu einem überwiegenden Teil direkt in den Haushalt der Evangelischen Landeskirche in Baden und finanzieren kirchliches Bauen und Pfarrstellen.
Die Stiftung Schönau besitzt rund 900 Wohn- und Gewerbeeinheiten in den badischen Zentren Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg. Damit stellt sie dringend benötigten Wohnraum im angespannten Immobilienmarkt der badischen Metropolen zur Verfügung.
Sie ist zudem die größte körperschaftliche Waldbesitzerin in Baden-Württemberg, seit 1999 ist ihr Wald PEFC-zertifiziert. Mit ihrem naturnah bewirtschafteten Wald im südlichen Odenwald, dem nördlichen Kraichgau sowie dem mittleren Schwarzwald stellt sie den Menschen wertvollen Naherholungsraum zur Verfügung.
Das Stiftungsvermögen stammt aus dem ehemaligen Kloster Schönau (Odenwald). Seit ihrer Gründung im Jahr 1560 verfolgt die Stiftung die Maxime, ihr Handeln auf Dauer anzulegen und nachhaltig und verantwortungsvoll zu wirtschaften. Mit rund 85 Beschäftigten ist die Stiftung Schönau eine der ältesten Institutionen Heidelbergs.
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