Andres Jäschke überzeugte das Auswahlgremium mit seinen wegweisenden Beiträgen in der Katalyse, der Regulation, der Modifizierung und dem lmaging von RNA. Das von ihm entwickelte RNA-basierte Diels-Alderase-Enzym und seine Arbeiten dazu ermöglichten einen grundlegenden Einblick in die strukturellen und funktionellen Eigenschaften von RNA-Ribozymen. Seine Entdeckung natürlicher RNA-Modifikationen brachten völlig neue Einsichten auf dem Gebiet der sogenannten Epitranskriptomics. Jäschke fand heraus, dass bakterielle RNA eine Nukleinsäure-(NAD)-basierte Schutzkappe tragen können, die die RNA-Lebensdauer wesentlich beeinflusst. Mit dieser fundamentalen Entdeckung begründete der Preisträger einen ganz neuen Zweig der RNA-Biochemie. Auch beim Live Cell Imaging, bei der Entwicklung von neuartigen DNA-Photoschaltern und der Entwicklung bioorthogonaler Modifikationen von RNA und DNA kann Jäschke beindruckende Forschungsergebnisse vorweisen. In seinen Arbeiten verbindet er beispielhaft organische Synthese mit Molekular- und Zellbiologie, Biochemie, Bioinformatik und modernen bioanalytischen Methoden.
Andres Jäschke, geboren 1962, studierte Chemie an der Humboldt-Universität Berlin, an der er 1993 auch promovierte. Nach einem zweijährigen Aufenthalt als Postdoktorand am Massachusetts Institute of Technology, USA, übernahm er 1995 die Leitung einer eigenen Forschungsgruppe an der Freien Universität Berlin, an der er im Jahr 2000 habilitiert wurde. Zwei Jahre später folgte Jäschke einem Ruf an die Universität Heidelberg, wo er bis heute als Professor für Pharmazeutische und Bioorganische Chemie tätig ist. Für seine Arbeiten erhielt er neben einem ERC Advanced Grant (2020) unter anderem auch den Hellmut-Bredereck-Preis der bei der GDCh angesiedelten gleichnamigen Stiftung (2001) sowie den BioFuture Preis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (1998). Neben seinem wissenschaftlichen Engagement, bringt sich Jäschke in der GDCh, der Jäschke seit 1998 angehört, aktiv ein – unter anderem im Vorstand der Fachgruppe Biochemie.
Weitere Informationen zur Tagung unter www.gdch.de/biochemistry2022
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 30 000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 27 Fachgruppen und Sektionen und vergibt zahlreiche Preise für hervorragende Leistungen in verschiedenen Teildisziplinen der Chemie. Der mit 7500 Euro dotierte Albrecht-Kossel-Preis wurde 2012 eingerichtet und 2014 erstmals verliehen. Der Namensgeber des Preises, Ludwig Karl Martin Leonhard Albrecht Kossel (1853-1927), war ein deutscher Biochemiker, Mediziner und Physiologe. Er wurde 1910 mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für seine Forschung am Zellkern sowie die Isolierung der Nukleinsäuren und Bestimmung deren Konstitutionen ausgezeichnet.
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