Warum hat die Blockchain so viel Potenzial?
Die Blockchain ist die Basistechnologie für viele Kryptowährungen, allen voran Bitcoin, doch ihr Potenzial reicht wesentlich weiter. Ihre Technologie gilt inzwischen als eine Innovation mit dem Potenzial, etliche Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft auch außerhalb der digitalen Währungen zu verändern. Ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten machen sie für etliche Anwendungen interessant. Darüber hinaus sind die Kryptowährungen selbst in rein finanzieller Hinsicht eine unerhörte Innovation mit dem Potenzial, unser gesamtes Wirtschafts- und Gesellschaftsleben zu verändern, weil wir damit nicht mehr vom Diktat der Zentralbanken und ihrer Zins- und Währungspolitik abhängig sind.
Wie ist die Blockchain grundsätzlich zu betrachten?
Grundsätzlich ist sie ein elektronisches Register, das digitale Datensätze zu Ereignissen und Transaktionen speichert. Verwaltet werden diese Datensätze durch die Teilnehmer eines Peer-to-Peer-Netzes (verteiltes Rechnernetz mit prinzipiell gleichen Rechten für alle). Diese Datensätze dienen zwar (bislang) vorrangig zum Schürfen und Verteilen von Kryptocoins, lassen sich aber auch für viele weitere Anwendungen nutzen, so für die Verwaltung von Bibliotheksregistern, das Abschließen von Immobilienverträgen, das sichere Übertragen von industriellen Messergebnissen, das Katalogisieren von wissenschaftlichen Daten oder Kunstgegenständen und vieles mehr. Eine jüngere Studie des Fraunhofer-Instituts konnte indes belegen, dass immer noch die meisten Blockchainanwendungen dem Finanzsektor dienen. Die nächstgrößeren Anwendungsbereiche sind die Industrie, der juristische und öffentliche Sektor sowie das IoT (Internet of Things). Die Potenziale der Blockchain sehen die Wissenschaftler vor allem in der großen Transparenz, der hohen Datenintegrität und der Programmierbarkeit der Transaktionen mit der Blockchain. Zielführend wären mit aktuellem Stand (2022) eine Kollaboration zwischen Unternehmen und sogar branchenweiten Konsortien auf Blockchainbasis. Eine weitere Empfehlung lautet, bei Blockchainprojekten den Fokus auf spezifische Anwendungen zu legen, um die Vorteile und Charakteristika der Technologie je Geschäftsfeld zu evaluieren. Insgesamt bewerten sowohl die Wissenschaft und als auch die Praxis die Blockchain sehr positiv. Welchen Einfluss sie in Zukunft auf technologische Vorgänge haben wird, steht noch nicht endgültig fest. Dennoch konstatieren die Forscher des Frauenhofer-Instituts, dass die Blockchain für viele offene Fragen in unterschiedlichsten Bereichen eine Lösung anbietet.
Blockchain als eine der disruptiven Innovationen im 21. Jahrhundert
Das 21. Jahrhundert hat eine Reihe von disruptiven Innovationen hervorgebracht, deren Ursprünge freilich wie beim Internet schon im 20. Jahrhundert liegen. In diese Innovationen ist die Blockchain als reines Kind des 21. Jahrhunderts einzuordnen. Disruptiv bedeutet: Eine Technologie bricht komplett mit Vorgängermodellen, sie zerreißt (wörtlich: zerstört) eine Entwicklungskette. Solche Technologien gibt es immer wieder. Disruptive Innovationen verfügen über das Potenzial, vollkommen neue Geschäftsfelder zu eröffnen und gleichzeitig traditionelle zu beenden. Wir sehen das am Internet, das zum Onlinehandel geführt und gleichzeitig den klassischen Einzelhandel grundlegend verändert und in Teilen verkleinert hat, des Weiteren bei den Social Networks und den Onlinemedien, die das klassische Zeitungs-, Fernseh- und Rundfunkgeschäft in Frage stellen, bei neuen Finanzierungsmodellen wie dem Crowdfunding, aber beispielsweise auch im wirtschaftlich noch bedeutenderen Energiesektor, wo es gilt, sich von fossilen Brennstoffen zu verabschieden. Zu diesen disruptiven Innovationen gehört ganz zweifellos die Blockchain. Ihre Bedeutung ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, weil sie mit den Kryptowährungen auf den über viele Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende gewachsenen Finanzsektor zielt, ohne den menschliche Aktivitäten schlechterdings unmöglich sind. Die Bedeutung von Kryptowährungen lässt sich mit handfesten Zahlen belegen. Mit Stand 10. März 2022 betrug die Marktkapitalisierung einiger führender Kryptowährungen:
Bitcoin: 745,48 Milliarden Dollar
Ether: 312,59 Milliarden Dollar
Tether: 80,028 Milliarden Dollar
Binance Coin: 62,64 Milliarden Dollar
USD Coin: 52,41 Milliarden Dollar
Terra (LUNA): 36,71 Milliarden Dollar
Der Bitcoin hat inzwischen eine Marktkapitalisierung in Höhe des Bruttoinlandsprodukts der Schweiz erreicht (748 Milliarden Dollar). Es besteht kein Zweifel mehr: Die hier gelisteten führenden Kryptowährungen sind eine relevante Wirtschaftsgröße, die Einfluss auf die Weltwirtschaft hat. Am Rande sei erwähnt, dass der Krieg in der Ukraine, so tragisch er ist, möglicherweise Russland dazu bewegen könnten, aufgrund der westlichen Wirtschaftssanktionen den Kryptowährungen einen viel größeren Spielraum im Wirtschaftsgeschehen einzuräumen. Immerhin hat El Salvador im Jahr 2021 den Bitcoin als offizielle staatliche Währung eingeführt. Bislang scheint das zentralamerikanische Land (BIP: 24,64 Milliarden Dollar) damit zurechtzukommen – warum also nicht auch Russland mit einem BIP von 1,483 Billionen Dollar? Wichtig zu wissen: Der Bitcoin ersetzt in El Salvador nicht komplett die Landeswährung (derzeit US-Dollar), er ist nur ein offizielles Zahlungsmittel für alle Geschäfte, also auch für Transaktionen von Unternehmen untereinander oder beispielsweise für Immobilienkäufe. Genauso könnte Russland vorgehen, um die erwartete Rubelinflation im Jahr 2022 von wahrscheinlich 30 % zu dämpfen (Stand der Betrachtung: 10. März 2022). Das würde dem Bitcoinpreis einen ungeheuren Auftrieb verschaffen.
Grundsätzlicher Vorteil der dezentral geschürften Kryptowährungen
Der grundsätzliche Vorteil der dezentral geschürften, verteilten und verwalteten Kryptowährungen besteht darin, dass sie niemals ein Spielball der Politik werden können. Dazu werden die konventionellen FIAT-Währungen regelmäßig, wie wir aktuell am Rubelverfall beobachten können. Die Sanktionen des Westens, das Rohstoffembargo und das Einfrieren der Zentralbankgelder Russlands sind nämlich sehr scharfe Instrumente, welche die russische Inflation von 3,4 % im Jahr 2020 auf nunmehr 30 % katapultieren könnten. Prognostiziert wurden noch Anfang 2022, als der Krieg in der Ukraine nicht absehbar war, unter 5 %, wie diese Grafik vom 21.01.2022 zeigt. In früheren Zeiten druckten Zentralbanken einfach Geld, wenn der Staat es brauchte, und heizten damit die Inflation an. Manchmal gaben die Wirtschaftsminister zur Kriegsfinanzierung auch Kriegsanleihen aus (wie Hitlers Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht). Mit dem für Deutschland verlorenen Krieg wurden diese Anleihen dann wertlos. All diese Beispiele belegen: Konventionelle Währungen waren immer ein Spielball von Staaten und werden es auch immer bleiben. Kryptowährungen sind vor diesem Schicksal gefeit, weil sie auf dem dezentralen Peer-to-Peer-Netzwerk basieren. Sie unterliegen den natürlichen Marktschwankungen, die derzeit noch relativ hoch sind, weil die Technologie so jung ist. Das gab es bei der wirtschaftlichen Entwicklung des Internets – der anderen großen Disruption unserer Zeit – auch. Ende der 1990er-Jahre führte die sogenannte Dotcom-Blase zu einem gewaltigen Anstieg der Aktienkurse im Technologiesektor, bis diese Blase ab 2001 wegen der Marktüberhitzung platzte. Das hielt aber die Zukunft – auch und gerade die finanzielle Zukunft – dieses Sektors nicht auf. Wer sich davon überzeugen möchte, braucht sich nur die Aktienkurse von Amazon, Google oder Apple anzuschauen. Eine Amazon-Aktie kostete im Jahr 1997 rund 2,50 Dollar. Im März 2022 sind es 2.960 Dollar: Der Kurs wuchs um den Faktor ~1.180. Solche Entwicklungen hat es bei Bitcoin & Co. bekanntlich auch schon gegeben. Dass ein Bitcoin einmal 500.000 Dollar kosten könnte, ist also gar nicht so weit hergeholt. Immerhin wird es nie mehr als 21 Millionen Bitcoins geben. Damit ist die Kryptowährung deutlich wertvoller als Gold, von dem immer noch neue Vorkommen entdeckt werden.
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