Zu Beginn des zweitägigen 15. „Forum Schienengüterverkehr“ in Berlin unterstrichen die beiden Gastgeber, der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Dienstag die Herausforderungen infolge der Pandemie: „Trotz Pandemie und Lieferengpässen ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr um 2,7 Prozent gestiegen. Doch die globalen Lieferketten haben sich durch die Covid-Krise verändert: Die Geschwindigkeit ist eine andere und ganze Beschaffungsmärkte sind dem Wandel unterworfen. Wir sehen eine Hinwendung ‚zu Europa‘ und eine steigende Bedeutung der Lagerhaltung. Das wirkt sich auf die Verkehrsträgerwahl aus“, betonte BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov.

VDV-Vizepräsident Joachim Berends: „Die Güterbahnen sind vergleichsweise gut durch die Krise gekommen, für unsere Leistungsfähigkeit ernten wir Anerkennung von unseren Partnern. Gleichzeitig ist viel zu tun – und wir müssten mit Blick auf die Klimaschutzziele noch viel besser dastehen. Sorge bereiten uns die negativen Effekte durch das flächendeckende Baugeschehen auf den Strecken, hier müssen die Abstimmungen weitaus besser werden, sonst werden die Güterbahnen nachhaltig ausgebremst.“ An der reinen Präsenzveranstaltung nehmen 110 Vertreterinnen und Vertreter aus Eisenbahnbranche, Politik, Industrie und Handel teil.

Im Zentrum des diesjährigen Forums stehen Fragestellungen zur klimagerechten Mobilität im Schienengüterverkehr, Verlagerungskonzepte für Baustoffe, Agrarprodukte, Rohstoffe etc., die Entsorgungslogistik für schwere Massengüter sowie moderne Konzepte für Technologien, Infrastruktur und Finanzierungsmodelle. „Ganz oben auf der Agenda steht der Transport von Massengütern. Diese können verhältnismäßig schnell auf die Schiene verlagert werden, werden aber aus unserer Sicht noch zu selten in Betracht gezogen. Massengüter haben eine enge Verbindung zum Wagenladungsverkehr, für den ausreichend Gleisanschlüsse und multifunktionale Zugangsstellen benötigt werden. Dafür setzt sich auch die Gleisanschluss-Charta ein, die mittlerweile 44 Verbände mitgezeichnet haben, deren Mitglieder auch Massengüter auf die Schiene bringen möchten“, so Berends.

Güterbahnen trotzen der Krise

Im Schienengüterverkehr waren insbesondere die Monate März bis Mai 2020 von den Covid-Auswirkungen infolge krankheitsbedingter Ausfälle in der Industrieproduktion und Engpässe in internationalen Lieferketten geprägt. In 2021 konnte die Verkehrsleistung in Tonnenkilometern so gesteigert werden, dass die Monate April, Mai und September nicht nur deutlich über dem Vorjahresniveau lagen, sondern auch bis zu sieben Prozent über dem Vergleichsmonat im Jahr 2019. „Die von den Unternehmen gebuchten Trassenkilometer bei der DB Netz AG lagen ab März 2021 bis November über dem durchschnittlichen Vorkrisenniveau von 2019, nachdem sie ab dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland im März 2020 über ein Jahr lang unter das durchschnittliche Niveau von 2019 gefallen waren“, so Berends abschließend.

„Die Covid-19-Pandemie hat auch den deutschen Schienengüterverkehr massiv herausgefordert. Es zeigt sich aber, dass die Bahn, insbesondere in Krisenzeiten, klimafreundlich und zuverlässig liefern kann. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren der Lieferketten und Warenströme“, sagte Helena Melnikov.

Die Gleisanschluss-Charta ist hier verknüpft.

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