Die Computerchemikerin Ganna Gryn’ova, Leiterin der Gruppe "Computational Carbon Chemistry" (CCC) am Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS), erhielt eine prestigeträchtige wissenschaftliche Auszeichnung: Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat ihr einen ERC Starting Grant in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro für das Projekt "PATTERNCHEM" zugesprochen. Es zählt zu den knapp zehn Prozent der Projektvorschläge, die für eine Förderung ausgewählt wurden.
„Wir freuen uns sehr für Ganna und sind auch ein bisschen stolz auf diesen Erfolg, denn diese Grants spiegeln die hohe Qualität unserer Forschung wider", so Frauke Gräter, die das HITS derzeit wissenschaftlich leitet. "Mittlerweile arbeiten Forschende in sechs von dreizehn Gruppen mit Mitteln eines ERC-Grants oder sind als Begünstigte an einem solchen beteiligt."
Die aus der Ukraine stammende Ganna Gryn’ova promovierte 2014 in theoretischer Chemie an der Australian National University. Danach arbeitete sie mit einem Postdoc-Stipendium an der École polytechnique fédérale de Lausanne, Schweiz. Seit April 2019 leitet sie die CCC-Forschungsgruppe am HITS. Neben anderen Auszeichnungen hat Ganna Gryn’ova ein Marie Skłodowska-Curie Actions Individual Fellowship der Europäischen Kommission erhalten (2016) und ist Mitglied des Elisabeth-Schiemann-Kollegs der Max-Planck-Gesellschaft (2021). Außerdem ist sie am Sonderforschungsbereichs "SFB1249" der Deutschen Forschungsgemeinschaft: N-Heteropolycyclen als Funktionsmaterialien" beteiligt sowie Mitglied des Interdisziplinären Zentrums für Wissenschaftliches Rechnen (IWR) der Universität Heidelberg.
Nutzung von Mustern in Funktionsmaterialien
Organische Funktionsmaterialien verfügen über unzählige chemische und physikalische Eigenschaften, die von Wert für die Umweltsanierung, die „grüne“ Katalyse, die Pharmakotherapie und vieles mehr sind. Die CCC-Gruppe nutzt neueste Methoden der computergestützten Chemie, um diese Materialien zu erforschen und weiterzuentwickeln. Bislang hat das Team die Grundlagen für die genaue und effiziente Simulation zweidimensionaler organischer Materialien und ihrer Wechselwirkungen mit kleinen molekularen Targets geschaffen. Darauf baut das neue, vom ERC geförderte Projekt „PATTERNCHEM“ auf. Es wertet die topologischen Fingerabdrücke neuartiger, viel versprechender Materialien wie Graphen-Derivate, kovalente organische Gerüste und stark verzweigte Polymere aus. Letztlich soll diese Forschung neue Wege zur Entwicklung und Optimierung organischer Funktionsmaterialien für wissenschaftliche oder industrielle Anwendungen eröffnen.
Über die ERC Starting Grants 2021
Der Europäische Forschungsrat (ERC) ist die wichtigste europäische Förderorganisation für exzellente Pionierforschung. Jedes Jahr wählt er die besten und kreativsten Forschenden aller Nationalitäten und jeden Alters aus, um Projekte in Europa durchzuführen. Der ERC bietet vier zentrale Förderprogramme an. Eines davon, der ERC Starting Grant, unterstützt Nachwuchswissenschaftler/-innen beim Aufbau eigener Teams und bei richtungsweisender Forschung in allen Disziplinen.
In der aktuellen Runde wurden 4 066 Vorschläge eingereicht, die von Gremien aus renommierten Forschenden aus der ganzen Welt geprüft wurden. Nur 397 (9,8 %) der Projekte wurden für eine Förderung ausgewählt. Die nun geförderten Forschenden sind in 22 europäischen Ländern ansässig, wobei Deutschland mit 72 Grants an erster Stelle steht. Für die Starting Grants stellt die EU-Mittel in Höhe von insgesamt 619 Millionen Euro zur Verfügung.
Das Gesamtbudget des ERC für den Zeitraum 2021 bis 2027 beläuft sich auf mehr als 16 Milliarden Euro und ist Teil des Programms „Horizon Europe,“ für das die EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, Mariya Gabriel, zuständig ist.
Zur ERC Pressemitteilung mit weiteren Informationen: https://erc.europa.eu/news/erc-2021-starting-grants-results
Das Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS) wurde 2010 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940-2015) und der Klaus Tschira Stiftung als private, gemeinnützige Forschungseinrichtung ins Leben gerufen. Das HITS betreibt Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften, der Mathematik und der Informatik. Dabei werden große, komplexe Datenmengen verarbeitet, strukturiert und analysiert und computergestützte Methoden und Software entwickelt. Die Forschungsfelder reichen von der Molekularbiologie bis zur Astrophysik. Die HITS Stiftung, eine Tochter der Klaus Tschira Stiftung, stellt die Grundfinanzierung der HITS gGmbH auf Dauer sicher. Die Mittel dafür erhält sie von der Klaus Tschira Stiftung. Gesellschafter des HITS sind neben der HITS Stiftung die Universität Heidelberg und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Das HITS arbeitet außerdem mit weiteren Universitäten und Forschungsinstituten sowie mit industriellen Partnern zusammen. Die wichtigsten externen Mittelgeber sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Europäische Union.
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