„Seit dem Start des Einkaufsbarometers im Jahr 2019 hat der Digitalisierungsstand in Beschaffungsorganisationen keine signifikanten Sprünge erlebt. Dass der Mittelstand nach wie vor hinterherhinkt, kann zum Problem werden. Denn mehr und mehr rücken sowohl sozialverantwortliches Handeln als auch Nachhaltigkeit in den Fokus der Wirtschaft. Es gibt den großen Bedarf, Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Gleichklang voranzutreiben“, kommentiert Prof. Dr. Rainer Kämpf von der ESB Business School.
Digitalisierung: Jetzt nicht nachlassen
Die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage, an der sich insgesamt 240 Einkaufsverantwortliche beteiligt haben, zeigen aber auch: Dem Einkauf sind die Herausforderungen durchaus bewusst. Prozesskostenoptimierung, Transparenz und Kostensenkung sind die größten Treiber der Digitalisierung im Mittelstand. Dennoch fehlt es für die Umsetzung anscheinend an Know-how, Konsequenz und Budget.
„Im vergangenen Jahr konnten zahlreiche Einkaufsorganisationen nur auf Sicht fahren und nicht langfristig planen. Lieferketten waren unterbrochen, Lieferzeiten konnten nicht eingehalten werden. Gleichzeitig musste die Versorgung aber bestmöglich sichergestellt werden. Das erforderte Ad-hoc-Maßnahmen, die teilweise noch immer eine Rolle spielen, langsam auslaufen oder langfristig relevant bleiben“, sagt BME-Hauptgeschäftsführerin Dr. Helena Melnikov. Trotz dieses Spannungsfeldes von Kostendruck und Versorgungssicherheit müssten die Digitalisierungsaktivitäten jetzt aber unbedingt weiter vorangetrieben werden, so Melnikov. Den größten Digitalisierungsbedarf sehen die Mittelständler laut Studienergebnissen weiterhin im Lieferantenmanagement, dem Bestellabwicklungsprozess sowie im Vertragsmanagement.
Automatisierung des Bestellprozesses stockt
Bereits die Vorjahresstudie zeigte deutschlandweit einen klaren Aufholbedarf für den Mittelstand in Sachen Digitalisierung. Das Einkaufsbarometer Mittelstand 2021 wartet dahingehend mit keinen großen Veränderungen auf: Erst 13 Prozent der Befragten KMUs nutzen ein E-Procurement-System für die Datenverwaltung im Einkauf und nur 4 Prozent setzen hierfür auf ein Supplier-Relationship-Management-System. Knapp ein Fünftel der befragten Unternehmen möchte in den kommenden 12 Monaten ein E-Procurement-System anschaffen.
In 26 Prozent der KMUs lautet die Antwort auf die Frage nach dem System für die Verwaltung von Beschaffungsdaten: Excel. Bei mittelständischen Großunternehmen sind es 14 Prozent. Ein Drittel bis die Hälfte bildet die Daten in einem ERP-System ab. Auch in der Automatisierung des Bestellprozesses stockt es: Die Katalogquote, also der Anteil an Bestellpositionen mit Bezug zu existierenden Materialstämmen oder Katalogartikeln, hat sich im Vergleich zu 2020 nicht verändert. Sie ist bei 55 Prozent der Befragten „nicht zufriedenstellend“. In Kleinunternehmen hat sich die Situation sogar leicht verschlechtert.
Nachhaltigkeit erhält deutlichen Aufschwung
Bei der Frage nach den eingesetzten Trendthemen zeigt sich, dass vor allem Lieferantennetzwerke und Nachhaltigkeit ganz oben auf der Liste stehen. Mit deutlichem Abstand werden KI und Klimaneutralität genannt. Mittelständische Großunternehmen sehen darüber hinaus RPA als weiteres Trend-Thema an. Technologietrends wie 3-D-Druck oder Internet of Things (IoT) fallen im Vergleich dazu deutlich ab.
Bezüglich des Trendthemas Sustainability zeigen die Ergebnisse, dass ungefähr ein Drittel der befragten Einkaufsabteilungen Nachhaltigkeitsziele bereits in der ökologischen Dimension umsetzt. Knapp 40 Prozent treten für Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen ein und befassen sich vor allem mit der sozialen Dimension von Nachhaltigkeit. Hier könnte das Lieferkettengesetz seinen Schatten vorauswerfen. Das neue Gesetz verpflichtet Unternehmen in Deutschland je nach Größe ab 2023 oder 2024 dazu, die Einhaltung von Menschenrechten in ihrer Supply Chain zu gewährleisten. Die Hälfte der befragten KMU hat bereits mit der Umsetzung von klimaneutralen Zielen begonnen.
Die komplette Studie kann bei Onventis angefordert werden unter:
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