Das Ende der Turbulenzen in den Lieferketten ist noch nicht absehbar. Nach einem schwierigen Jahr hat die Pandemie China erneut getroffen, und zwar am Zentrum der Weltwirtschaft – der südchinesischen Provinz Guangdong. Ein Covid-Rückfall führte zur Schließung des Hafens Yantian in Shenzhen ab dem 25. Mai 2021.

Die Blockade des chinesischen Hafens Yantian führte zu einem schwerwiegenderen Zusammenbruch als der Suezkanal im März. Seit Anfang Juni werden im teilweise geöffneten Hafen nur noch 30 % des üblichen Volumens umgeschlagen. Lange Warteschlangen und Verzögerungen zwingen Logistikunternehmen, ihren Arbeitsalltag neu zu organisieren.

Durch Dornen von der Eisenbahn zum Meer

„In den letzten sechs Monaten dauerte die Lieferung per Bahn von China nach Russland 40-50 Tage. Daher entschieden sich die Kunden, die Ware ins Meer umzuleiten. Zu diesem Zeitpunkt stießen die Absender jedoch auf die folgenden Schwierigkeiten. Die Verlagerung des Güterverkehrs von Yantian nach Shekou und Nansha führte zu einer zusätzlichen Blockade der Häfen. Die Situation hat zu Verzögerungen der Lieferungen von 2-3 Wochen geführt“, kommentiert Vladislav Martin, Leiter der Abteilung für Schienenverkehr der Regionen EU und China.

20.000 TEU mit Fracht und 50-60 Schiffen, die sein Ende Mai warten, können nicht in einen anderen Hafen umgeleitet werden. Zolldokumente werden für die Ausreise von einem bestimmten Ort vorbereitet, und die chinesische Regierung überwacht dieses Problem genau.

Auch der Lkw-Verkehr in den Häfen von Huangpu und Foshan ist eingeschränkt. Die Suche nach freien Fahrzeugen in der südlichen Region Chinas grenzt an Wunder, da Lagerhäuser in der Region gesetzlichen Beschränkungen unterliegen. Darüber hinaus müssen die Fahrer vor der Einfahrt in diese Häfen ein negatives Testergebnis für Covid-19 vorlegen.

„Obwohl Hongkong einen Teil des Volumens übernommen hat, bleibt die Lage auf dem Logistikmarkt angespannt. Gesetzliche Barrieren erschweren die Lieferung von Waren von China nach Hongkong mit dem weiteren Transit in europäische Länder, zum Beispiel nach Polen“, betont Vladislav Martin.

Großes Geld, kleine Hoffnung

Eine weitere Coronavirus-Welle, schwer erreichbare Leercontainer in China, Sperrung von Häfen – diese Faktoren haben die Hoffnung auf eine Preisstabilisierung begraben. Spediteure zahlen bereits zehnmal mehr für die Containerschifffahrt, und die Situation hat sich noch nicht zum Besseren gewendet. Transport- und Logistikunternehmen werden die Auswirkungen des Lockdowns bis mindestens Dezember 2021 spüren. Und das auch nur, sofern Shenzhen sich bis zum Ende der Sommerpause wieder vollständig erholt.

Der Schienenverkehr bietet in dieser Situation keine Alternative. An den Grenzübergängen zwischen China und der EU sowie der GUS stecken Container fest. Bahnen leiden ebenso wie Reedereien unter Containerknappheit, erhöhter Nachfrage und Überbuchung.

 

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