„Der von der Leducq-Stiftung geförderte Forschungsverbund `Immuno-Fib´ möchte das Gebiet der Immunkardiologie vorantreiben. Wir werden untersuchen, wie das körpereigene Immunsystem dazu beitragen kann, die Behandlung von Patienten mit Herzerkrankungen zu verbessern", sagt Prof. Florian Leuschner, der das Projekt gemeinsam mit seinem US-amerikanischen Kollegen Prof. Dr. Robert Gropler aus St. Louis leiten wird. Die finanzielle Förderung des Teams aus zehn erfahrenen und rund 40 Nachwuchswissenschaftlern an sieben Standorten (Heidelberg, Aachen, Hannover, London, Bar Harbour, Philadelphia und St. Louis) ist die erste Unterstützung der Leducq-Stiftung für ein von Heidelberg aus initiiertes Forschungsnetzwerk. Zentrale Kooperationspartner innerhalb des Netzwerks werden in Deutschland der Nephrokardiologe Prof. Dr. Rafael Kramann aus Aachen sowie der Nuklearmediziner Prof. Dr. Frank Bengel aus Hannover sein.
Schlüsselkomponenten bei der Entstehung häufiger Herzerkrankungen besser verstehen
Sorgfältig regulierte Entzündungs- und Fibrose-Vorgänge sind entscheidend für einen guten Heilungsprozess nach einem Herzinfarkt. Kommt es jedoch zu einem Übermaß an Entzündungen oder zu einer zu starken Einlagerung von Bindegewebsstrukturen – einer Fibrose – im geschädigten Herzgewebe, kann dies dazu führen, dass das Herz sich nach dem Infarkt ungünstig verändert und weniger leistungsfähig ist. „Diese beiden Vorgänge stellen Schlüsselkomponenten der Pathophysiologie der häufigsten Herzerkrankungen dar. Derzeit sind die Zellen und Botenstoffe, die diese wichtigen pathologischen Prozesse vermitteln, noch nicht genau definiert. Hier möchten wir ansetzen", so Leuschner.
Vier Schwerpunkte haben die Forschenden sich gesetzt: Sie möchten die Interaktion von Entzündungszellen und Fibroblasten besser durchschauen und unterschiedliche Gruppen von Fibroblasten identifizieren. Mit Hilfe von Positronen-Emissions-Tomographie (PET) will das Team in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Uwe Haberkorn, dem Ärztlichen Direktor der Abteilung für Nuklearmedizin am UKHD, pathophysiologische Prozesse nach einem Herzinfarkt besser und für den Patienten schonender abbilden, unter anderem unter Verwendung der in der Nuklearmedizin am UKHD entwickelten Radiopharmaka zur Darstellung von aktivierten Fibroblasten (FAPIs). Schließlich soll es auch um therapeutische Ansätze gehen: „Fibrosen werden aufgrund ihrer stark schädigenden Wirkung in Fachkreisen auch als `Krebs des Herzens´ bezeichnet", sagt der Kardiologe. Interessanterweise ziehen die Wissenschaftler daher als eine mögliche Behandlung den Einsatz von CAR-T-Zellen in Betracht, die bislang eher als neue Spieler in der Onkologie bekannt waren. Hierbei werden körpereigene Immunzellen in einem gentechnischen Verfahren so verändert, dass sie bestimmte schädliche Zellen erkennen und bekämpfen können – so auch ein Übermaß an Fibroblasten.
„Ich gratuliere Prof. Leuschner zum Start dieses spannenden Forschungsverbundes und danke der Stiftung für ihre großzügige finanzielle Unterstützung. Die Arbeit der kommenden fünf Jahre kann dazu beitragen, dass sich in Zukunft individuelle Verläufe nach einem Herzinfarkt besser unterscheiden lassen – und hoffentlich neue Therapieansätze entstehen, die eine Herzschwäche verhindern können", sagt Prof. Dr. Norbert Frey, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am UKHD.
Über die Leducq Foundation
Die Mission der Leducq Foundation ist es, die menschliche Gesundheit durch internationale Bemühungen zur Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen zu verbessern. Die Stiftung fördert transatlantische Exzellenznetzwerke für kardiovaskuläre und neurovaskuläre Forschung, um die internationale kollaborative Grundlagen- und Translationsforschung zu stärken. Die in diesem Programm unterstützten Wissenschaftler arbeiten zusammen, um das Wissen über kardiovaskuläre und neurovaskuläre Erkrankungen zu vertiefen und die Ergebnisse für die Patienten zu verbessern.
Weitere Informationen in Internet
Seite der Leducq Foundation zum geförderten Netzwerk
Abteilung Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Universitätsklinikum Heidelberg
Mehr über die Arbeit von Florian Leuschner lesen Sie auch hier: Herzinfarktforschung: Wie kommunizieren Herzzellen im Stress?
Literatur
F. Leuschner, M. Nahrendorf, Novel functions of macrophages in the heart: insights into electrical conduction, stress, and diastolic dysfunction, European Heart Journal, Volume 41, Issue 9, 1 March 2020, 989–994, doi.org/10.1093/eurheartj/ehz159
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich circa 80.000 Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg rund 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion.
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