Es ist die wichtigste Veranstaltung ihrer Art und ein Sammelpunkt der weltweit führenden Experten für Kindersicherheit im Auto. In der dieses Mal online abgehaltenen Konferenz „Protection of Children in Cars“ bot TÜV SÜD zum 18. Mal ein Forum für Vorträge und Diskussionen zum Thema Kindersicherheit in Fahrzeugen. Ein Schwerpunkt waren in diesem Jahr die Herausforderungen durch neue Mobilitätsformen.

Kindersitze im Leihauto oder beim Carsharing? Auch wenn das Carsharing derzeit nur einen verschwindend kleinen Marktanteil aufweisen kann, zeigten die Berichte von Konferenz-Teilnehmern deutlich: Eltern sind durch das Mitnehmen von großen Kindersitzen nicht selten überfordert. Zumindest für ältere Kinder seien integrierte Sitzerhöhungen, sogenannte Booster, oder klappbare, leicht transportierbare Modelle eine Lösung. Noch keine Besserung ist für den Transport in Bussen in Sicht. Marta Anglès Torradeflot von der spanischen Sachverständigenorganisation Applus IDIADA beklagte das geringe Interesse der Industrie für das seit Jahren bekannte Problem. Normale Kindersitze seien für die Platzverhältnisse in Bussen zu groß. Wegen des im Vergleich zum Auto geringen Abstands zum Vordersitz würde der Kopf bei einem Unfall zwangsläufig an die Rückenlehne stoßen.

Nicht traditionelle Sitzpositionen in autonomen Fahrzeugen problematisch

People Mover und andere vollautomatisierte Autos sind noch Zukunftsmusik. Weltweit machen sich Experten aber bereits Gedanken, wie in „nicht traditionellen Sitzpositionen“ die Sicherheit gewährleistet werden kann. Gemeint ist beispielsweise das Sitzen quer zur Fahrtrichtung oder das Liegen, wie es einige Innenraum-Konzepte von Autoherstellern bereits zeigen. Heutige Rückhaltesysteme kämen dabei schnell an ihre Grenzen, zeigte ein Vortrag.

Für die meisten Menschen völlig unverständlich ist, dass immer wieder Kinder bei Hitze im Auto vergessen oder gar bewusst zurückgelassen werden. Doch allein in den USA, wo es eine Statistik dazu gibt, endete das im vergangenen Jahr 36 Mal tödlich. Technische Lösungen sollen in Zukunft davor warnen und bei der Punktevergabe im EuroNCAP-Rating berücksichtigt werden. Italien hat sogar eine Ausrüstungspflicht beschlossen.

Fehlbedienung ist immer noch verbreitet

Ein Begriff fehlte bei keiner der Konferenzen zur Kindersicherheit bei TÜV SÜD: „Misuse“. Gemeint sind Fehlbedienungen durch falsche Montage und die Nutzung des Sitzes einer ungeeigneten Altersgruppe. Über die Jahre haben die Fehler dank technischer Lösungen, wie Isofix und iSize, zwar abgenommen, doch waren es den rund 120 Experten aus zwei Dutzend Ländern immer noch zu viele. Beiträge aus den USA zeigten auf, dass echte Einweisungen in Montage und Nutzung viel bessere Resultate zeigen als Videos oder überfrachtete Anleitungen.

Internationales Engagement

Oftmals ist das größte Problem aber, dass überhaupt kein Kindersitz vorhanden ist. Hier setzt ein Projekt aus Südafrika an, über das auf der Konferenz berichtet wurde. „Car seats for all kids“ verschenkt gebrauchte gespendete Kindersitze nach gründlichem Check und Aufarbeitung an Eltern. Dass gravierende Mängel bei der Kindersicherheit aber nicht nur auf anderen Kontinenten zu finden sind, zeigte ein Bericht einer Nichtregierungsorganisation aus Rumänien. Hier reisen Kinder EU-weit am gefährlichsten. Das Land hat den niedrigsten Nutzungsgrad von Rückhaltevorrichtungen für Kinder – und die höchste Zahl von getöteten Kindern bei Verkehrsunfällen.

Überschattet wurde die virtuelle Konferenz vom Tod ihres Gründers und langjährigen Vorsitzenden Professor Klaus Langwieder. Er war nur zwei Wochen zuvor plötzlich verstorben. Informell habe sich schon vor Jahren die Bezeichnung „Langwieder Conference“ durchgesetzt, betonte der Tagungsleiter Philippe Lesire in seinem Schlusswort. Darin rief er die Teilnehmer zu weiterem Engagement und verstärkter Zusammenarbeit auf.

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