„Das Besondere an dieser Textilfarbe ist, dass ihre antimikrobielle Wirkung nicht auf giftigen Wirkstoffen beruht“, freut sich Josef Ortner, Geschäftsführer der Ortner Reinraumtechnik GmbH. „Damit sind sie, anders als herkömmliche Varianten, umweltfreundlich und gesundheitlich unbedenklich.“
Die neuen, antimikrobiell gefärbten Textilen können zum Beispiel für Bekleidung in Reinräumen, Krankenhäusern und Pflegeheimen, aber auch in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden und somit die Keimbelastung in diesen Bereichen reduzieren. Die Textilien wirken zu 99,999 % gegen Bakterien. Die Farbe wirkt zudem auch gegen Schimmelpilze und Algen.
Funktionsweise: Farbstoff erzeugt unter Lichteinwirkung eine spezielle Form von Sauerstoff-Molekülen, die Keime unschädlich macht
Textilien bieten einen idealen Nährboden für mikrobielle Keime. Daher wurden Textilien für den medizinischen Bereich oder für Reinräume bisher mit Fungiziden oder Bakteriziden versehen. Diese Verfahren stellen eine hohe Umweltbelastung dar und sind gesundheitlich bedenklich. Eine Alternative ist eine spezielle Form von Sauerstoff-Molekülen (Singulettsauerstoff). Die Textilien werden dafür mit einem speziellen Farbstoff gefärbt. Trifft nun Licht auf das Textil, entsteht Singulettsauerstoff. Dieser reagiert mit organischem Material und tötet so Bakterien und Pilze ab. Da der Singulettsauerstoff nur eine sehr kurze Lebensdauer besitzt, wirkt er nur in einem Umkreis von etwa hundert Nanometern um seinen Entstehungsort – also dort, wo das gefärbte Textil auf Licht und Sauerstoff trifft. Dadurch ist er unbedenklich für Menschen und die Wirkung entsteht genau da, wo sie gebraucht wird: auf der Oberfläche der Textilien, die keimfrei gehalten werden sollen.
* Bundesgesundheitsbl 2018 • 61:533–542, https://doi.org/10.1007/s00103-018-2729-8, online publiziert: 9. April 2018 © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2018
Über den Cleanzone Award
Der Cleanzone Award würdigt Menschen und ihren unternehmerischen Mut, Dinge anders als bisher anzugehen. Prämiert werden wegweisende Fortschritte hinsichtlich Innovation, Nachhaltigkeit und Effizienz im Bereich der Reinraumtechnologie. Er wird im Rahmen der „Cleanzone“, einer internationalen Fachmesse für Kontaminationskontrolle und Reinraumtechnologie, vergeben. Die Messe fand in diesem Jahr erstmals digital statt.
Als wirtschaftsnahe Forschungseinrichtung ist das TITV Greiz Partner für Aufgaben der Forschung, Entwicklung, Dienstleistung, Beratung, Prüfung und Weiterbildung entlang der textilen Wertschöpfungskette. Mit über 60 Mitarbeitern wird an High-Tech-Lösungen gearbeitet, bei denen die klassische Textiltechnologie Basis für neue Materialien, smarte Produkte und Prozesse ist. Besonders durch die Kombination von Elektronik und Textilien werden gezielt innovative Produkte für völlig neue Einsatzgebiete entwickelt. Zur praxisnahen Durchführung der Forschungs- und Entwicklungsleistungen verfügt das Institut neben Technika der textilen Verarbeitungskette über ein Elektroniklabor, ein Smart Textiles Lab und ein akkreditiertes Prüflabor.
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