Neben dem Deutschen Logistik-Preis 2020 verleiht die BVL in diesem Jahr einen Sonderpreis „Digitalisierung der Logistik“. Preisträger ist die Volkswagen Konzernlogistik für ihr Programm „Digitaler Blick“.

Die Einreichung war ungewöhnlich. Nicht mit einem operativen Logistikprojekt, sondern mit einer mehrstufigen internen Kampagne für eine stärker digitalisierte Arbeit ging die Volkswagen Konzernlogistik in das Rennen um den Deutschen Logistik-Preis 2020. Ausgangspunkt des Change-Programms war die Erkenntnis: Der reine Wissensaufbau in Sachen Digitalisierung reicht nicht aus. Damit die Mitarbeiter eine aktive Rolle in der digitalen Transformation übernehmen können, sind Aufgeschlossenheit und eine positive Einstellung gegenüber Veränderungen erforderlich – ein digitales Mindset.

Der Vorstand der BVL folgte der Empfehlung der Jury des Deutschen Logistik-Preises, die lautete: „Das Mitarbeiter-mitnehmende, hoch motivierende Konzept der Volkswagen Konzernlogistik, Expertise und Digitalisierung zusammenzubringen, verdient eine Auszeichnung: einen „Sonderpreis Digitalisierung der Logistik“, der eine starke Signalwirkung an andere Unternehmen aller Branchen aussendet.“

2018 wurde in der Volkswagen Konzernlogistik unter dem Titel „Digitaler Blick“ ein umfangreiches Qualifizierungs-, Sensibilisierungs- und Kulturprogramm mit verschiedenen Angeboten und Veranstaltungen für die Konzernlogistiker ins Leben gerufen. „So wie ein Fotograf mit einem fotografischen Blick ein gutes Motiv erkennt, brauchen unsere Mitarbeiter den digitalen Blick. Um digitale Entwicklungspotenziale für den eigenen Arbeits- und Fachprozess zu identifizieren und nutzen zu können, brauchen sie neben Hintergrundwissen und Praxiserfahrung auch eine offene Einstellung gegenüber der Digitalisierung“, betont Thomas Zernechel, Geschäftsführer der Volkswagen Konzernlogistik.

Das Programm ermöglichte zunächst allen Mitarbeitern einen Einstieg in die Auseinandersetzung mit dem Thema Digitalisierung. Auf eine spezielle Kommunikationskampagne („Diese Digitalisierung? Das machen doch die anderen!“) folgten eine Mitarbeiterversammlung, der Launch einer interaktiven Website, Live-Chats, spezielle Formate für Führungskräfte („Trainshops“), Präsenzvorträge mit Skype-Übertragung sowie eine Vielzahl von digitalen Lernmöglichkeiten mit „ganz vielen kleinen, aber umso aufschlussreicheren Aha-Effekten“. In jüngster Zeit sind weitere Angebote hinzugekommen, etwa ein Logistik-Campus-Podcast sowie zahlreiche Tutorials und Home-Office-Guides, wie etwa zu den Funktionalitäten von Microsoft Teams oder des geschäftlichen iPhones. Das Angebot im Rahmen des „Digitalen Blicks“ wird kontinuierlich und auch in Zukunft um neue Formate ergänzt, bei denen die Bedarfe der  Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen.

„Den Zugang zur Digitalisierung haben wir bei uns ermöglicht, indem wir nicht zuerst über die Digitalisierung unserer Geschäftsprozesse gesprochen haben. Stattdessen haben wir auf der persönlichen Ebene die Vorteile der Digitalisierung für Selbstorganisation und Zusammenarbeit aufgezeigt und so den Mitarbeitern einen Einstieg in das Thema mit einer geringen Hemmschwelle aber vielen motivierenden Erfolgserlebnissen ermöglicht“ , sagt Dr. Jochen Kemper, Leiter des Logistik Campus der Konzernlogistik und Programmverantwortlicher „Digitaler Blick“.

 „Ein Erfolgsfaktor unserer Arbeit ist unsere kulturelle Nähe zu unseren Kunden: Wir sind Teil der Logistikfamilie. Unsere Angebote sind „von Kollegen für Kollegen“ gemacht. Das ist unser Motto.“, sagt Mandy Taphorn, Teamkoordinatorin des Logistik Campus. 

„Mit dem ‚Digitalen Blick‘ haben wir den Grundstein für unsere digitale Transformation gelegt, sowohl inhaltlich als auch kulturell“, zieht Konzernlogistik-Chef Zernechel Bilanz. „Dass Digitalisierung immer die anderen machen, haben wir jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr gehört. Wir freuen uns über die besondere Auszeichnung für unser Programm, das nur durch eine Teamleistung ganz vieler engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Konzernlogistik erreicht wurde. Der Preis ist somit eine Auszeichnung für unsere Organisation der Konzernlogistik.“

Jurymitglied und Laudator Marc Schmitt, CEO und Co-Founder der Evertracker GmbH in Hamburg, führte bei der Preisverleihung in Berlin aus: „Besonders ich, der bereits seit Jahren darüber spricht und schreibt, dass Technologien und Innovationen nur ein kleiner Teil der Digitalisierung sind und es besonders auf die Mitarbeiter ankommt, finde dieses Projekt natürlich besonders großartig. Mitarbeiter müssen geschult und für die Digitalisierung begeistert werden. Konzerne und Mittelständler müssen genau so agieren wie die Volkswagen Konzernlogistik, wenn sie richtig aufgestellt sein wollen.“

Hintergrund zum Deutschen Logistik-Preis

Mit dem Deutschen Logistik-Preis zeichnet die BVL in der Praxis realisierte Logistik-Konzepte aus, die von Unternehmen aus Industrie, Handel und dem Dienstleistungssektor eingereicht werden können. Im Zentrum steht die Frage: Ist Ihre Logistik innovativ? In den von der Jury zu beurteilenden Unterlagen müssen die Entwicklung der Konzeption, die Implementierung und die Ergebnisse dargestellt werden. Der Praxisbezug ist entscheidend. Der Preis wird seit 1984 von der Bundesvereinigung Logistik vergeben.

Einen Sonderpreis zusätzlich zum Hauptpreis gibt es nur äußerst selten – und es gibt für ihn kein festes Regelwerk. Zuletzt verlieh die BVL 2015 einen Sonderpreis „Humanitäre Logistik“ für die Leistungen von Bundeswehr, Technischem Hilfswerk (THW) und Deutschen Rotem Kreuz (DRK) für deren Leistungen in der Flüchtlingskrise.

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