Fiat Chrysler Automobiles (FCA), der Technologiekonzern ENGIE EPS und der italienische Stromnetzbetreiber Terna haben in Turin ein Pilotprojekt zur Vehicle-to-Grid-Technologie (V2G) eingeweiht. Mit dem Projekt, das nach Fertigstellung das größte seiner Art weltweit sein wird, soll die Interaktion zwischen elektrisch betriebenen Fahrzeugen und dem öffentlichen Stromnetz erforscht und getestet werden. Der Präsentation im Logistikzentrum Drosso auf dem Gelände des FCA Werks im Turiner Stadtteil Mirafiori wohnten neben Stefano Patuanelli, Minister für wirtschaftliche Entwicklung, auch Vertreter der mit aktuellen Themen befassten Ausschüsse des italienischen Parlaments, hohe Beamte der Region Piemont und der Stadt Turin sowie zahlreiche Gäste aus nationalen und internationalen Institutionen und Publikationen bei.
Vertreter von FCA, ENGIE Eps und Terna, drei in ihren jeweiligen Sektoren führende Unternehmen, stellten das V2G-Projekt, dessen Merkmale und Funktionsweise vor. Die Anlage in Mirafiori ist ein Projekt „100% made in Italy“. Dadurch ist es eine bedeutende Chance für die heimische Industrie, eine führende Rolle bei der Entwicklung von Technologien für nachhaltige Mobilität zu übernehmen. Die sogenannte Vehicle-to-Grid-Technologie („vom Fahrzeug ins Stromnetz“) ermöglicht es Elektrofahrzeugen, Energie bidirektional mit dem Stromnetz auszutauschen. Die betroffenen Fahrzeuge werden so zu einer wertvollen Ressource für die von Terna betriebenen Hoch- und Höchstspannungsnetze und ermöglichen eine nachhaltigere Energieversorgung. Im Gegenzug lassen sich die Betriebskosten der Elektrofahrzeuge zum Nutzen der Besitzer optimieren.
Die erforderliche bidirektionale Technologie, die sowohl das Aufladen des Fahrzeugs als auch die Rückführung von Strom ins öffentliche Netz ermöglicht, kann nur dann effizient funktionieren, wenn die beteiligten Systeme reibungslos miteinander kommunizieren. Diese Kommunikation ist ein Schwerpunkt des mit der offiziellen Einweihung der Anlage gestarteten Pilotprojektes.
Trotz der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie war die erste Bauphase der Anlage nach nur vier Monaten abgeschlossen. Die durch den Auslieferungsstopp erforderliche Lagerung von verkaufsfertigen Fahrzeugen, normalerweise ein nachteiliger Kostenfaktor, ließ sich in dieser Phase sogar in einen Vorteil umwandeln, der in ähnlicher Weise in Zukunft von den Fuhrparkmanagern genutzt werden könnte. Tatsächlich stellt eine hohe Anzahl von Fahrzeugen, die für lange Zeiträume an einem Ort geparkt sind, eine optimale Möglichkeit dar, dem Stromnetzbetreiber variable Dienstleistungen anzubieten.
In der ersten Bauphase wurden im Werk Mirafiori 32 Zweiwege-Schnellladesäulen installiert, an die 64 Elektro-Fahrzeuge angeschlossen werden können. Ziel ist es, die Technologie und die Logistik des Lagerbereichs zu testen. Bis Ende 2021 ist die Erweiterung das V2G-Projekt auf Säulen für bis zu 700 Fahrzeugen vorgesehen, es wird damit die weltweit größte Anlage dieser Art. Ziel der zweiten Bauphase wird es hauptsächlich sein, die Kosten zu reduzieren. Dienstleistungen für das Stromnetz von Terna sollen ein positives finanzielles Ergebnis für FCA und ENGIE Eps erwirtschaften.
Die großflächige Überdachung der Parkplätze für die mit den V2G-Säulen gekoppelten Autos nutzt ENGIE Italia zur Installation von rund 12.000 Sonnenkollektoren, die benachbarte Produktions- und Logistikanlagen mit sauberer Energie versorgen. Die Anlage wird in Zukunft jährlich mehr als 6.500 MWh Strom produzieren und damit mehr als 2.100 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen. Das Projekt soll wertvolle Erkenntnisse zur Dekarbonisierung im Industriesektor liefern.
Roberto Di Stefano, FCA Head of e-Mobility in der EMEA Region, erklärte: „Die Vehicle-to-Grid-Technologie stellt eine gute Möglichkeit dar, die Betriebskosten von E-Autos zu optimieren, und außerdem zur Nachhaltigkeit des Stromnetzes beizutragen. Wir brauchen jedoch ein gesetzliches Umfeld, das diese Technologie begünstigt. Das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung hat Kriterien festgelegt und Mittel bereitgestellt, um den Ausbau der Vehicle-to-Grid-Technologie in Italien zu fördern. Ziel ist es, die Verbreitung von Elektrofahrzeugen zu fördern und mehr flexible Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die unser Elektrizitätssystem für eine ausreichende Einbeziehung erneuerbarer Energien benötigt. Wir erwarten nun die regulatorischen Rahmenbedingungen, die sich auf die gerechte Vergütung von Dienstleistungen zur Netzstabilisierung sowie die Deckung der zusätzlichen Kosten beziehen, die mit der Installation von bidirektionalen Ladesäulen und Systemen zur Erfassung dieser Dienstleistungen verbunden sind.“
Massimiliano Garri, Terna Director of Innovation and Digital Solutions, sagte: „Das mit FCA und ENGIE Eps vorgestellte Elektromobilitätsprojekt zur V2G-Technologie ist das Ergebnis gemeinsamer Forschungs- und Entwicklungsbestrebungen, mit denen die zentrale Rolle von Terna im Energiewandel gestärkt wird. Die Batterien von Elektrofahrzeugen stellen eine bedeutende potentielle Energiequelle und eine große Chance dar, zu einer nachhaltigeren und CO2-freien Elektrizität beizutragen. Die intelligente, bidirektionale Interaktion zwischen Autos und Stromnetz stellt uns zudem flexiblere Ressourcen zur Verfügung und gewährt den Zugriff auf innovative Dienstleistungen, die zusammen mit unserem spezifischen Knowhow ein noch zuverlässigeres und effizienteres Angebot gewährleisten.“
Carlalberto Guglielminotti, CEO ENGIE Eps, führte aus: „Selbst wenn Elektrofahrzeuge im Jahr 2030 in Europa einen Marktanteil von nur fünf Prozent haben, werden sie die dominierende Technologie, die das Stromnetz revolutionieren und für den Ausgleich innerhalb der europäischen Energiemärkte entscheidend sein wird. ENGIE Eps, schon jetzt ein Pionier und führend auf dem Gebiet der Mikronetze und der Energiespeicherung, stellt sich mit innovativen technologischen Lösungen der Herausforderung, diesen massiven Wandel im Energiemarkt zu bewältigen. Aus diesem Grund hat ENGIE Eps schon 2017 gemeinsam mit FCA umfangreiche Investitionen in Forschung und Entwicklung getätigt, um die Vehicle-to-Grid-Technologie aufzubauen. Tatsächlich ist V2G die Strategie, die weltweit den größten Paradigmenwechsel innerhalb der Elektromobilität und der elektrischen Systeme herbeiführen wird. Wir bei ENGIE Eps sind außerordentlich stolz darauf, dass wir den Bau dieser Technologie in Mirafiori ermöglicht haben und damit den unaufhaltsamen Energiewandel beschleunigen und nachhaltiger gestalten.“
Pietro Gorlier, FCA Chief Operating Officer der EMEA-Region, bekräftigte: „Nachhaltige Mobilität ist für FCA ein wichtiger Pfeiler, auf den sich alle unsere Aktivitäten stützen. Allein in Italien investiert FCA in allen Werken fünf Milliarden Euro, inklusive der Produktion von elektrischen und elektrifizierten Fahrzeugmodellen. Zwei Milliarden Euro dieser Summe sind für den Komplex Mirafiori bestimmt. In diesem Zusammenhang betreibt FCA neben V2G auch mehrere andere Projekte. So bedecken die Solarpaneele der Solar Power Production Unit eine Fläche von 150.000 Quadratmetern. Sie produzieren bis zu 15 Megawatt Strom und tragen dazu bei, über 5.000 Tonnen CO2 einzusparen. Darüber hinaus werden in einer eigenen Fabrik Fahrzeugbatterien nach dem neuesten Stand der Technik montiert. Es ist nun von entscheidender Bedeutung, dass die regulatorischen Rahmenbedingungen verabschiedet werden, an denen die zuständigen Institutionen derzeit arbeiten. Zudem muss ein nationaler Plan für öffentliche und private Ladeinfrastrukturen auf den Weg gebracht werden, um der steigenden Zahl der elektrifizierten Fahrzeuge gerecht zu werden.“
Mit einer Videobotschaft meldete sich Kadri Simson, Energiekommissarin der Europäischen Union, zu Wort. Sie betonte, dass „die Energiesysteme der EU erheblich von der Integration von Elektrofahrzeugen als Stromlieferanten in allen Strommärkten profitieren werden – entweder direkt oder über Dienstleister. Diese Integration wird es uns ermöglichen, verstärkt erneuerbare Elektrizität für eine tiefgreifende Dekarbonisierung zu nutzen.“
In seiner Schlussbemerkung erklärte Minister Patuanelli, dass sich seine Behörde in Diskussion und Dialog mit allen Parteien befindet, die in Italien an der Gestaltung der Zukunft beteiligt sind. Er garantierte größtmögliches Engagement seines Ministeriums bei der Gestaltung von Gesetzen und den damit verbundenen Anreizen, die erforderlich sind, um die Entwicklung von grundlegenden Technologien für die Elektromobilität zu unterstützen. V2G fungiere als zentrale Lösung, um die Akzeptanz dieser Form der Mobilität zu erhöhen. Mit der Umsetzung des Projekts nehme Italien eine führende Position in Europa ein.
Zum Abschluss der Veranstaltung im Logistikknotenpunkt Drosso in Mirafiori koppelten Minister Patuanelli und John Elkann, Aufsichtsratsvorsitzender FCA, symbolisch einen neuen Fiat 500e mit einer der bidirektionalen Säulen des Vehicle-to-Grid-Projektes.
Über diesen Link können Sie die Pressekonferenz aus Turin abrufen: https://youtu.be/FsN6MdkWODw
Über ENGIE EPS
ENGIE EPS is the industrial arm of the ENGIE group, developing technologies to revolutionize the paradigm in the global energy system, aiming at renewable energy sources and electric mobility. Listed in Paris on the Euronext regulated market (EPS:FP), ENGIE EPS forms part of the CAC Mid & Small and CAC All-Tradable financial indices. It has its headquarters in Paris, with research, development and production located in Italy.
For further information, go to www.engie-eps.com
Über Terna
The Terna Group is one of Europe’s leading operators of energy transmission networks and manages Italy’s high-voltage national grid, with over 74,000 km of power lines. Terna’s role is to ensure the safety, quality and efficiency of the national electricity system and access to equal conditions for all operators in the market. Terna is at the heart of the process of energy transition toward complete decarbonization and full integration into the grid of energy produced from renewable sources. For more information: www.terna.it.
Fiat Chrysler Automobiles (FCA) ist ein weltweit tätiger Automobilhersteller, der Fahrzeuge bedeutender Marken – darunter Abarth, Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Fiat, Fiat Professional, Jeep®, Lancia, Ram und Maserati – entwirft, konstruiert, fertigt und verkauft. FCA vertreibt außerdem Ersatzteile und Dienstleistungen der Marke Mopar®, ist darüber hinaus aktiv in den Bereichen Industrieautomation und Komponentenherstellung mit den Marken Comau und Teksid. FCA hat weltweit rund 200.000 Mitarbeiter. Weitere Informationen im Internet unter www.fcagroup.com.
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