„Die aktuelle Coronavirus-Pandemie lässt sich wie alle Infektionskrankheiten umso wirkungsvoller bekämpfen, je besser wir den Erreger und seine Auswirkungen auf den Menschen wirklich verstehen. Dazu braucht es umfassende Forschungsarbeiten, mit langem Atem und dem Ziel, die genetischen, biologischen, umweltassoziierten, medizinischen, aber auch sozioökonomischen Faktoren eines solchen Ausbruchs im Detail zu klären“, sagte die Präsidentin der größten Forschungsförderorganisation in Deutschland, Professorin Dr. Katja Becker. „Auch unser jetziges Wissen über das Coronavirus sowie die Verfahren zur Diagnose und mögliche Therapieansätze bei einer Erkrankung beruhen letztlich auf den Ergebnissen solcher im besten Sinne des Wortes Grundlagenforschung.“
Becker, die selbst bis zu ihrem Amtsantritt als DFG-Präsidentin im Januar dieses Jahres als Malariaforscherin unter anderem in Westafrika tätig war, sprach sich überdies für eine noch intensivere internationale Zusammenarbeit aus. „Enge Kommunikation zwischen Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sowie ein gemeinsames, koordiniertes Vorgehen über Ländergrenzen hinweg sind essenziell. Nur so können Wissenschaftler und Ärzte sich zeitnah abstimmen und voneinander lernen, nur so können wir die Ausbreitung des Virus und dessen Folgen auf viele Bereiche unseres Lebens wirkungsvoll eindämmen. Es geht bei solchen Pandemien nicht mehr um Konkurrenz, weder in der Wissenschaft noch in anderen Bereichen unserer Gesellschaft. Es geht um enge Abstimmung, vorausschauendes Handeln, um Solidarität und den Schutz besonders Schutzbedürftiger.“
Die DFG fördert aktuell bereits rund 20 Forschungsprojekte und größere Forschungsverbünde zu Coronaviren sowie zur Infektiösität und genetischen Vielfalt von Viren mit insgesamt rund 18 Millionen Euro pro Jahr. Die Forschungsarbeiten finden etwa im Rahmen des Sonderforschungsbereichs/Transregio (SFB/TRR) 84 „Angeborene Immunität der Lunge: Mechanismen des Pathogenangriffs und der Wirtsabwehr in der Pneumonie“ statt, der in Berlin, Gießen und Marburg angesiedelt ist und seit 2010 gefördert wird, ebenso im Heidelberger SFB 1129 „Integrative Analyse der Replikation und Ausbreitung pathogener Erreger“ und im SFB 1021 „RNA Viren: Metabolismus viraler RNA, Immunantwort der Wirtszellen und virale Pathogenese“ in Marburg, die seit 2014 beziehungsweise 2013 gefördert werden.
Auch das seit 2013 geförderte, gerade auslaufende Schwerpunktprogramm (SPP) 1596 „Ecology and Species Barriers in Emerging Viral Diseases“ unter Leitung des Berliner Virologen Professor Dr. Christian Drosten, die seit 2016 geförderte Klinische Forschungsgruppe (KFO) 309 „Virus-induced Lung Injury: Pathobiology and Novel Therapeutic Strategies“ in Gießen sowie einzelne Projekte etwa im Rahmen der „Afrika-Initiative für Infektiologie“ der DFG befassen sich mit Fragestellungen zu Coronaviren oder neuartigen Viruserkrankungen allgemein.
Über die laufenden Forschungsprojekte hinaus bereitet die DFG derzeit eine Ausschreibung zur fachübergreifenden Erforschung von Epidemien und Pandemien vor. In ihrem Rahmen sollen sowohl Forschungsvorhaben zu den biologischen und medizinischen Grundlagen eines Erregers sowie zu präventiven Maßnahmen und therapeutischen Verfahren als auch zu psychologischen, gesellschaftlichen, kulturellen, rechtlichen oder ethischen Implikationen in der Entstehung, Verbreitung und Behandlung von Epidemien und Pandemien gefördert werden. Daneben sollen auch Auswirkungen auf die globale und regionale Wirtschaftsentwicklung, Produktions- und Wertschöpfungsketten sowie auf Logistik, Verkehr und Kommunikation in den Blick genommen werden. Eine besondere Rolle sollen dabei die Aspekte von Inter- und Transdisziplinarität sowie von Kooperation spielen. Die Ausschreibung soll voraussichtlich noch im März vorgestellt und veröffentlicht werden.
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