Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Februar 2019 auf den schlechtesten Wert seit Dezember 2014 gefallen, dieser liegt zwar leicht unterhalb des Normalbereichs, aber an diesem immer noch nahe dran. Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage erneut etwas weniger gut und ihr Pessimismus hat – mit Blick auf die kommenden sechs Monate – zugenommen. Das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal wird wohl nur 0,2 Prozent betragen.
Das Geschäftsklima für den Wirtschaftsbereich Logistik, das im Rahmen dieser Befragung erhoben wurde, weist einen Wert leicht oberhalb des Normalbereichs aus, obwohl es den niedrigsten Stand seit Februar 2016 erreicht hat. Damals herrschte Pessimismus, aber es folgte keine Rezession, sondern es ging zwei Jahre lang kontinuierlich aufwärts – und zwar stets in der Konstellation, dass die Erwartungen deutlich schlechter waren als die Geschäftslage. Das Jahr 2018 war durch viele Unsicherheiten gekennzeichnet, die zum jetzt vorherrschenden Unbehagen und der skeptischen Grundhaltung führten, die möglicherweise durch das Gefühl unterstützt wird, dass die zehn guten Jahre für die deutsche Wirtschaft bereits eine üppige Portion vom Wachstums- und Ertragskuchen darstellten und man das Glück – auch das des Tüchtigen – nicht herausfordern sollte.
Ich interpretiere es als Ausdruck von Vorsicht und nicht von Rezessionsangst, dass die Logistiker in Industrie, Handel und Dienstleistung zum Beispiel bei der Personalplanung einen Gang herunterschalten. Vielleicht spiegelt sich darin auch bereits die Erfahrung, dass der Arbeitsmarkt leergefegt ist. Und ein Blick auf die weiteren Bewertungen zeigt: Die Befragten des Wirtschaftsbereichs geben nur in einem einzigen Punkt eine negative Antwort: Bei den generellen Geschäftserwartungen. Im Detail sind alle Einschätzungen nach wie vor im expansiven Bereich angesiedelt.
Es gibt gute Gründe für die Logistik, sich nicht vom Zweifel in die Irre führen zu lassen. In den zehn guten Jahren hat es immer wieder Dellen im Konjunkturverlauf gegeben, die nicht den Anfang einer Rezession markierten. Vielfach waren es internationale Entwicklungen aus den Bereichen Währung, Finanzen oder Politik, die die Realwirtschaft beeinflussten – und auf die Supply Chain Manager und Logistiker mit ihren weltweit vernetzten Arbeitsfeldern sensibel reagierten. Im Moment dominieren der Brexit und der Handelskonflikt zwischen den USA und China die Berichterstattung.
Hinsichtlich des Brexit gibt es nach den Abstimmungen im britischen Parlament nun wieder die Perspektive auf einen geordneten Ausstieg, der unter dem Gesichtspunkt der Einheit Europas zwar schmerzt, wirtschaftliche Folgen aber abfedern sollte. Im Handelskonflikt zwischen den Supermächten bleibt die Hoffnung, dass wirtschaftliche Vernunft die Oberhand gewinnt. Derzeit hat Europa keine wesentlichen Nachteile aus dem Gerangel zwischen Washington und Peking. Und die neue Seidenstraße könnte als Katalysator für die wirtschaftliche Verbindung zwischen Europa und Asien wirken.
Die Antwort auf die Eingangsfrage lautet also: Eine Konjunkturdelle ist keine Rezession. Lassen Sie uns weiterhin zuversichtlich bleiben und „mutig machen“.
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