Eine der wichtigsten Phasen bei der Erstellung von E-Learning Kursen ist die Konzeptionsphase: Hier werden die Weichen gestellt, welche später für die Qualität der Lerninhalte verantwortlich sind. Mit der wichtigste Bestandteil der Konzeptionsphase ist das Festlegen der Lernziele, anhand derer später bestimmt werden kann, ob die E-Learning Einheit erfolgreich war.

Eine Lernmaßnahme bildet gewissermaßen die Brücke zwischen einer Ausgangssituation A und einem gewünschten, zukünftigem Zustand B, in dem die Bildungslücken Ihrer Zielgruppe gefüllt wurden oder ein bestimmtes Fertigkeitslevel erreicht wurde. Je genauer Sie zu Beginn festlegen, welches Ihre Lernziele sind, desto genauer können Sie nachher feststellen, ob die Lernmaßnahme erfolgreich war oder nicht. Wir haben einige Tipps für die Formulierung Ihrer Lernziele zusammengestellt.

Machen Sie sich ein Bild über den Wissensstand und die Rahmenbedingungen der Zielgruppe

Zunächst sollten Sie sich jedoch Gedanken über die derzeitigen Fähigkeiten Ihrer Zielgruppe machen, um einen guten Überblick über den aktuellen Ist-Zustand zu bekommen. Folgende Fragestellungen sind dafür von Bedeutung:

  • Haben die Lernenden bereits Basiskompetenzen in den zu schulenden Themen?
  • Wieviel Zeit haben die Lernenden für die Bearbeitung des Kurses zur Verfügung?
  • Wie medienaffin ist die Zielgruppe und hat sie bereits Erfahrungen mit E-Learning?
  • Wie stark ist die Lernmotivation der Zielgruppe?

Diese Fragen können Ihnen bereits im Vorfeld wichtige Hinweise für die Konzeption Ihres Lernmoduls sowie für die Formulierung der Lernziele geben. Wenn die Lerner noch gar kein Vorwissen in einem Thema haben, ist es beispielsweise unrealistisch, als Lernziel die vollkommene Beherrschung eines Themas auszuwählen. In diesem Fall sollten Sie auch bei der E-Learning Kurserstellung darauf achten, dass die Lerner Schritt für Schritt an die wichtigen Aspekte des Themas herangeführt werden.

Nutzen Sie eine Lernzieltaxonomie für die Formulierung der Lernziele

Um bei der Formulierung von Lernzielen möglichst präzise vorgehen zu können, ist es sinnvoll eine Lernzieltaxonomie zu nutzen. Eine Taxonomie ist ein Analyseinstrument, mit dem Lernziele auf einer Skala von Komplexitätsgraden eingeordnet werden können. Benjamin Bloom entwickelte die erste Lehrzieltaxonomie mit einer Skala von sechs Stufen, wobei die unterste Stufe für den am wenigsten komplexen Wissensstand steht und die Komplexität nach oben zunimmt (siehe Abbildung).

Mithilfe der Taxonomie können Sie den gewünschten Kenntnisstand für Ihre Zielgruppe in der Hierarchie verorten. Die Verben in den blauen Kästen geben Ihnen Hinweise, welche Aktionen die Lerner nach der Lernmaßnahme durchführen können sollten. Prüfen Sie, ob der aktuelle Wissensstand nicht zu weit von den gewünschten Lernzielen entfernt ist. Die Lernziele sollten realistisch gewählt werden, da es sonst zu Frustrationen bei den Lernern kommen kann.

Unterteilen Sie Ihre Lernziele in Kapitelziele und Gesamtziele

Als Erstes sollten Sie festlegen, welche Kenntnisse oder Fähigkeiten die Lerner nach der vollständigen Bearbeitung Ihres Kurses besitzen sollten. Definieren Sie diese Fähigkeiten so genau wie möglich. Legen Sie sich auf eine Handvoll fest, damit das Ergebnis machbar ist. Nun wiederholen Sie diesen Vorgang für jedes Kapitel oder Lernmodul Ihres Kurses. Ist es möglich, die Gesamtziele durch die Summe der Kapitelziele zu erreichen?

Wenn ja, dann haben Sie jetzt bereits ein Grundgerüst, anhand dessen Sie Ihren E-Learning Kurs aufbauen können.

Bewerten Sie die Qualität Ihrer Lernziele

Wenn Sie den ersten Entwurf der Lernziele vollendet haben, können Sie diese noch einmal auf ihre Qualität überprüfen. Stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Sind die Lernziele präzise und unmissverständlich formuliert?
  • Stehen die Lerner im Fokus? Die Lernziele sollten aus der Perspektive der Lerner formuliert sein.
  • Sind die Lernziele messbar? Die Lernziele sollten so formuliert sein, dass es möglich ist, ihre Erreichung durch einen Test zu überprüfen.
  • Werden die Lerner in der Lage sein, die Lernziele durch das Absolvieren des Kurses zu erreichen?

Wenn Ihre Lernziele diese Überprüfung bestanden haben, können Sie sich noch überlegen, ob Sie den Lernenden die Lernziele kommunizieren möchten. Dies sorgt für mehr Transparenz und kann die Lernmotivation erhöhen, wenn Sie es auf ansprechende Art und Weise tun. Präsentieren Sie die Lernziele zu Beginn jedes Kapitels und stellen Sie die Vorteile für den Lerner heraus. Dadurch geben Sie den Rahmen vor und verstärken die Lernmotivation.

Beispiele für ausformulierte Lernziele:

  • Der Berater ist fähig, dem Kunden das passende Produkt aus dem Portfolio des neuen Tarifs zu empfehlen.
  • Der Lernende ist in der Lage, die Regeln des Harvard-Verhandlungskonzepts sinnvoll im Verkaufsgespräch einzusetzen.
  • Der Mitarbeiter begreift, dass ihn in der chinesischen Niederlassung andere Sitten und Gebräuche erwarten.
  • Der Anwender kann die Funktionsweise der Datenbank nachvollziehen.

(Quelle: eLearning – Konzept und Drehbuch; Handbuch für Medienautoren und Projektleiter, Daniela Stoecker, 2. Auflage, 2013)

Wenn die Lernziele nun fertig formuliert sind, können Sie sich an den nächsten Arbeitsschritt machen, der Drehbucherstellung. Die formulierten Lernziele geben Ihnen jetzt einen Rahmen vor, an den Sie die Struktur Ihres E-Learning Kurses anlegen können.

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