Herr Gielnik, Sie haben ein 12-Wochen-Programm für die Leadership-App Leada geschrieben, das seinen Nutzern zwei Nachrichten pro Tag schickt. Reicht das wirklich, um Führungsverhalten zu entwickeln?
MICHAEL GIELNIK: Es reicht, um den Grundstein zu legen – aber ich weiß schon, worauf Sie hinauswollen.
Nämlich?
GIELNIK: Wenn wir über Führung und Führungsverhalten sprechen, dann denkt jeder immer gleich an Barack Obama und Steve Jobs – an große, weitreichende Entscheidungen und so weiter.
Was ist daran falsch?
GIELNIK: Grundsätzlich nichts – aber wir müssen uns dessen bewusst sein, dass diese Beispiele extrem sind. Die meisten Führungskräfte halten keine Reden im Oval Office und stellen auch nicht das neue iPhone vor …
… sondern erklären ihren Mitarbeitern Microsoft Office.
GIELNIK: Klar, warum nicht? Führungsverhalten ist ein weites, vielschichtiges und dynamisches Feld. Vieles von dem, was wirkt, erscheint auf den ersten Blick vielleicht klein oder sogar irrelevant.
Ihre These ist, dass diese kleinen Aspekte eigentlich fundamental sind?
GIELNIK: Ja. Wenn Sie sich Leadership aus der Vogelperspektive anschauen, dann stellen sie fest, dass wir von sehr, sehr vielen Mikro-Prozessen sprechen und nur von einigen wenigen Makro-Prozessen. Die Mikro-Prozesse machen den Unterschied. Wie ich mich im Alltag verhalte, wie ich kommuniziere – darauf kommt’s an.
Wie haben Sie diesen Gedanken im Leadership Advancement Program umgesetzt?
GIELNIK: Die Nutzer erhalten pro Tag zwei kurze Nachrichten. Psychologisch gesprochen, sind das Mikro-Interventionen oder niedrigschwellige Impulse …
… „niedrigschwellig”, weil ich sie auf mein Smartphone gesendet bekomme.
GIELNIK: Genau. Sie sind orts- und zeitunabhängig. Außerdem sind sie extrem kurz – ein paar Sätze, mehr nicht. Diese Nachrichten ermuntern den Nutzer, sich aktiv mit seinem Verhalten auseinanderzusetzen. Das ist der Schlüssel.
Und das funktioniert?
GIELNIK: Ja, das ist gut erforscht: Tägliche Impulse, wie kurz auch immer sie sind, können unser Verhalten fundamental beeinflussen. Und unser Verhalten wiederum konstituiert das, was wir unsere Persönlichkeit nennen.
Das heißt, ich kann durch kleine, tägliche Routinen meine Persönlichkeit verändern?
GIELNIK: In gewisser Weise, ja. Wir betrachten die Persönlichkeit oft als etwas Starres – etwas, das man einfach hat, so wie die Blutgruppe. Aber wenn man genauer hinsieht, dann stellt man fest, dass die Persönlichkeit viele dynamische Facetten hat, die vom eigenen Verhalten abhängen. Wenn ich nun mein Verhalten ändere, dann hat das Auswirkungen auf meine Persönlichkeit. In diesem Sinn können kleine Schritte Großes bewirken.
Wie übersetzen sie diesen Ansatz in den Führungsalltag der Nutzer?
GIELNIK: Lassen Sie es mich anhand eines Beispiels erklären. Das Leadership Advancement Program vermittelt unter anderem die Grundlagen transformationaler Führung. Im Fokus dieses Führungsstils steht, unter anderem, der individuelle Mitarbeiter mit seinen Zielen und Bedürfnissen. Er ist eben nicht nur ein Transaktionspartner, der mir für eine bestimmte Leistung eine bestimmte Gegenleistung gibt, sondern er ist ein komplexer, sich entwickelnder Mensch. Als transformationale Führungskraft frage ich mich nun selbst: In welcher Situation befindet sich dieser Mitarbeiter gerade? Was braucht er? Wovor sollte ich ihn schützen? Und so weiter. Unser Programm hilft ihm, diese Fragen präsent zu halten. Es macht Handlungsvorschläge, stellt Methoden vor, und so weiter.
… und wenn der Nutzer sich lange genug wie eine transformationale Führungskraft verhalten hat, dann ist er irgendwann eine transformationale Führungskraft?
GIELNIK: Stark vereinfacht – ja. Persönlichkeit gründet in Verhalten, und Verhalten ist etwas, dass wir kontrollieren können.
Genügen zwölf Wochen, um derart fundamentale Veränderungen zu initiieren?
GIELNIK: Sicherlich nicht. Aber zwölf Wochen sind ausreichend, um zwei kleinere Ziele zu erreichen: Erstens schaffen wir ein Bewusstsein für den Umstand, dass vermeintlich kleine Handlungen große Verhaltensänderungen bewirken können. Und zweitens werden die Nutzer innerhalb der zwölf Wochen einige kleinere Erfolgserlebnisse haben. Das wird ihre Selbstwirksamkeit steigern – sie werden realisieren, dass sie ihr Verhalten tatsächlich zum Besseren hin ändern können. Und genau das wollen wir erreichen: Wir wollen, dass die Nutzer verstehen, wofür sie dieses Programm absolvieren, und wir wollen, dass sie erkennen, dass es wirkt.
… denn das wird sie motivieren, weiter an sich zu arbeiten.
GIELNIK: Genau.
An wen richtet sich das Leadership Advancement Program?
GIELNIK: Grundsätzlich richtet sich das Programm an jeden, der ein Smartphone und ein paar Minuten pro Tag hat – und die Bereitschaft zur Selbstoptimierung. Nutzer müssen nicht unbedingt Führungsverantwortung tragen. Die Prinzipien, die wir vermitteln, sind allgemeingültig.
Michael Gielnik ist Professor für Personal, insbesondere Personalentwicklung, am Institut für Management und Organisation der Leuphana Universität Lüneburg.
Das Leadership Advancement Program für Leada startet weltweit am 11. März. Das Program ist vollständig kostenfrei. Die Registrierung ist jederzeit möglich.
LEADA ist die App für Führungskräfte. LEADA unterstützt die Nutzer dabei, ihr Führungsverhalten zu optimieren – Schritt für Schritt. Unternehmen, die LEADA einsetzen wollen, bietet die LEADA AG verschiedene Corporate Solutions an.
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