Ob ein Sturz von der Leiter, ein Schnitt mit dem Messer in den Finger oder ein Unfall mit dem LKW – im Jahr 2016 gab es laut Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung 877.071 meldepflichtige Arbeitsunfälle. Bei einem Teil davon müssen sich Unternehmen vor Gericht verantworten. „In rund 80 Prozent der Urteile heißt es hierbei, dass der Arbeitgeber seine Organisations- und Kontrollpflicht vernachlässigt habe“, sagt Jungunternehmer Ludwig Trappe, der neben seinem Wirtschaftsingenieurstudium an der TUK auch eine Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit absolviert hat.
Hierzulande gibt es klare Regeln und Vorgaben, die Unternehmen beachten müssen. Um dabei alle Anforderungen besser im Blick zu halten, bietet das Team um Trappe in seinem Start-up „CBM-IT“ eine Online-Softwarelösung an. „Sie hilft bei der Organisation, Durchführung, Kontrolle und Dokumentation von Arbeitsschutzprozessen. Sie bietet dem Arbeitgeber zudem Rechtssicherheit“, sagt Jonas Schulz, der im Start-up mitarbeitet und derzeit auch am Lehrstuhl für Thermische Verfahrenstechnik bei Professor Dr. Hans-Jörg Bart im Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik an seiner Promotion arbeitet. „Zum Beispiel kann man Zuständigkeiten einfach und klar zuordnen.“ Komme es zum Beispiel in einer Werkshalle im Boden zu einem Schlagloch, kann derjenige, der es entdeckt, im System direkt den Verantwortlichen der Halle heraussuchen und den Schaden melden. „Der Zuständige erhält über das System direkt eine Mail und kann notwendige Reparaturen in die Wege leiten“, so Schulz weiter.
Im Vergleich zu herkömmlichen Softwarelösungen beinhaltet die „Cloud of Safety“ eine Fülle von Daten und Vorgaben, die den Arbeitgeber und seine Beschäftigten bei ihrer täglichen Arbeit unterstützt. „Damit ist etwa die Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung möglich“, so Trappe weiter. Hierbei geht es darum, genau zu überprüfen, zu welchen möglichen Gefahren es beispielsweise in der Produktion am Fließband kommen kann. Dabei spielen Tätigkeiten wie Stehen und Greifen, Umgebungsfaktoren wie Lärm und Temperatur und Arbeitsmittel wie Bohrer, Chemikalien oder Gabelstapler eine Rolle. „Mit unserer Technik kann man entsprechende Kriterien auswählen. Das System schlägt in der Folge mögliche Gefährdungen und darauf aufbauend Maßnahmen automatisch vor“, so Trappe.
Mithilfe eines Ampelsystems kann zudem der Verlauf von Arbeitsprozessen und Projekten einfacher verfolgt werden, aber auch Risiken lassen sich schnell einstufen und Unfälle dokumentieren. Insgesamt ist die Technik übersichtlich und nutzerfreundlich gestaltet. Hinter dem Verfahren steckt eine sogenannte Cloud-Lösung, bei der alle Daten online hinterlegt sind und die auch über eine App zugänglich ist. „Somit hat man immer schnellen Zugriff. Aktualisierungen lassen sich etwa direkt auf einem Tablet in der Produktionshalle einpflegen und nicht erst später am Arbeitsplatz“, sagt Schulz.
Die Gründer arbeiten bereits mit ersten Kunden zusammen, darunter Automobilzulieferer und Unternehmen aus der chemischen Industrie. Sie bieten ihr System in Form eines Abonnements an. Ihnen ist es darüber hinaus wichtig, dass sich die Mitarbeiter der Unternehmen an der Arbeitssicherheit beteiligen, etwa indem sie selbst Verbesserungsvorschläge, Gefahren oder Unfälle melden. Bei ihrer Arbeit werden die Jungunternehmer vom Gründungsbüro der TUK und der Hochschule Kaiserslautern unterstützt. Ihre Technik und die „Cloud of Safety“ stellen sie auf der Hannover Messe vor.
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