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  • Neue Antriebsformen stellen extrem hohe Anforderungen an Industrie
  • Hybridisierung und Elektromobilität werden die klassische Beziehung zwischen Herstellern und Zulieferern neu definieren
  • Trotz Unsicherheiten sind Chancen größer als Risiken

Die Automobilindustrie wird in den kommenden fünf Jahren größere Veränderungen erleben, als in den vergangenen 100 und zwar weltweit. Megatrends wie eine zunehmende Urbanisierung mit neuen Geschäftsmodellen städtischer Mobilität, die wachsende Vernetzung und die immer stärker einsetzende Elektromobilität verändern unsere Welt. Dazu Rheinmetall Automotive CEO Horst Binnig anlässlich der am 9. Januar in Detroit beginnenden North American International Auto Show (NAIAS): „Die Automobilbranche steht vor dem größten Umbruch in ihrer bisherigen Geschichte. Sie muss sich jetzt diesen Herausforderungen stellen, wenn sie auch in Zukunft die zentrale Rolle in der individuellen Mobilität innehaben will. Das geht aber nur mit dem engen Schulterschluss aller Beteiligten“.

Allein das Thema der Elektrifizierung von Antrieben beinhaltet derart viele Faktoren, dass sie kein Automobilhersteller oder gar Zulieferer aus eigener Kraft und ohne externe Hilfe umsetzen kann, insbesondere deshalb, weil der "Mainstream" zukünftiger Technologien im Antrieb noch nicht ausgeprägt ist. Sieht man beispielsweise nur den Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur, wird klar, dass es einer gemeinsamen Aktion aller an der Elektromobilität Beteiligten bedarf, um in absehbarer Zeit ein effektives und funktionierendes Netz an Ladepunkten umsetzen zu können. Kein Wunder also, dass BMW, Daimler, Ford und Volkswagen hierzu kürzlich bereits erste Vereinbarungen getroffen haben und 2017 mit dem Aufbau eines entsprechenden Ultra-Schnelladenetzes entlang der wichtigsten Verkehrsachsen in Europa beginnen werden. Vergleichbar dürfte das Projekt des Aufbaus von 48 „Lade-Korridoren“ entlang der Highways in 35 Staaten der USA mit einer Länge von 25.000 Meilen sein, das die Regierung über das United State Department of Transportation (DOT) unter anderem mit einer großen Zahl von Bundesstaaten, Automobilherstellern, und Energieversorgern aufbauen will. An diesen Routen werden – so die Planung – im Abstand von rund 50 Meilen Ladestationen errichtet.

Zwar herrscht allgemein noch große Unsicherheit, in welchem Maße elektrische Antriebe bei PHEVs oder BEVs in Zukunft zulegen werden, aber eines ist klar: Hybridisierung und Elektromobilität werden die klassische Beziehung zwischen Herstellern und Zulieferern neu definieren. Das hat schon allein technische Gründe. Hinzu kommen die speziell bei neuen Technologien immer kürzer werdenden Entwicklungszyklen. Sie machen eine funktionierende technische Verlinkung auf allen Ebenen zwischen den Partnern umso wichtiger. Hybride und batterieelektrische Fahrzeuge setzen zudem eine große Zahl neuer Komponenten im Fahrzeug voraus. Diese Lieferkette muss zwangsläufig neu definiert werden.

Rheinmetall Automotive hat als Antriebsspezialist mit einer mehr als hundertjährigen Geschichte diese „Zeichen der Zeit“ erkannt und sieht in dem möglichen erweiterten Portfolio weitaus mehr Chancen als Risiken für die Automobilzulieferer. Dazu Horst Binnig: „Wenn ich unseren aktuellen Lieferanteil zur Optimierung des Antriebsstranges beim Verbrennungsmotor sehe, dann beinhaltet das, was sich bei uns aktuell in der Entwicklungspipeline für künftige Antriebsformen befindet, einen erheblichen wertmäßigen Zuwachs. In Zahlen ausgedrückt, könnte das, was wir zurzeit entwickeln, unseren Umsatzanteil pro Fahrzeug nahezu verdoppeln. Bereits 2020 wird mehr als die Hälfte unseres Umsatzes aus dem Bereich Elektrifizierung kommen.“

Rheinmetall Automotive entwickelt beispielsweise aktuell Gusskomponenten für Batterieträger von Elektrofahrzeugen oder sehr komplexe gekühlte Aluminiumgehäuse für Elektroantriebe selbst. Hinzu kommen rein elektrisch betriebene Nebenaggregate, besonders leichte Strukturbauteile, Wärmepumpenkomponenten oder Range Extender. Das macht es auch notwendig, dass sich Kunden und Lieferanten neu finden, weil Produkte entstehen und notwendig werden, die bisher nicht existierten. Es gilt in gleichem Maße für die vereinten Bemühungen zum nachhaltigen Wirtschaften und der Schonung der Umwelt.

Aber auch in Verbindung mit Technologien zum autonomen Fahren stellt uns die Entwicklung vor neue Herausforderungen. Dazu zählen auch die Bereiche Cyber Security oder 360° Virtual Reality, in denen der Konzern durch seine Wehrtechniksparte auf umfassende Kompetenz verweisen kann und die Entwicklung entsprechender Komponenten vorantreibt.

Es gibt, so Binnig, also keinen Grund, der Elektromobilität mit Argwohn oder gar Misstrauen zu begegnen: „Sie wird unsere Industrie weiter voranbringen, wenn wir in der Lage sind, die vor uns stehenden Herausforderungen zu meistern. Dabei werden sich uns vollkommen neue Möglichkeiten eröffnen, die wir heute noch gar nicht vermuten, denn in der internationalen Automobilindustrie mit ihrem hohen Anteil an Forschung und Entwicklung sind wir gemeinsam sehr gut aufgestellt“.

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